Deutsche Telekom AG (9:Friedrich Fuß, Technikvorstand)

Schreiben an die Verantwortlichen

Deutsche Telekom AG (9:Friedrich Fuß, Technikvorstand)

Beitragvon Dino75195 » 20.06.2008 17:00

Aufgrund der Presseveröffentlichung: Deutsche Telekom "Bieten den Gemeinden Zusammenarbeit an"
http://www.telekom.com/dtag/cms/content/dt/de/540396
hier meine Schreiben an Herr Fuß (Technikchef bei T-Home)

Sehr geehrter Herr Fuß,

ich möchte die Gelegenheit nutzen, Ihnen meine persönlichen Erfahrungen mitzuteilen,
und Ihnen dadurch weitere Hintergrundinformationen für Ihre Arbeit zu liefern.

Besonders wegen ihrem Statement vom 19.06.08 habe ich einige Anregungen.
Deutsche Telekom: "Bieten den Gemeinden Zusammenarbeit an"

… und darum ist der Breitbandausbau zu teuer für eine komplett flächendeckende Versorgung?
Zitat Herr Fuß Friedrich (T-Home Technikchef):
"Der DSL-Ausbau ist sehr teuer. Ein Kilometer Glasfaser-Kabel mit Tiefbau kostet rund
50.000 Euro. Wenn zu wenige Kunden über einen Ausbau gewonnen werden können, lohnen sich die
Investitionen für die Deutsche Telekom nicht. In diesen Fällen macht der Konzern den Gemeinden die
Kosten transparent und bietet verschiedene Kooperationsmöglichkeiten an."

Die Transparents und die Kooperationsmöglichkeiten kommen leider nicht in den Gemeinden an.
Auf ihre großen Worte sollten Taten folgen!

Unten finden Sie die Erklärung, warum ich die Transparenz in der Gemeinde Weichs und Vierkirchen nicht sehe.
Es gibt noch viele andere Gemeinden, in denen das Problem genauso vorhanden ist.

Ich muss vorweg sagen, dass es sehr viele verschiedene Gründe gibt,
warum man zum Beispiel keinen zeitgemäßen Internetzugang bekommt.
In Bayern ist es hauptsächlich das Problem der Reichweite von Kupfer DSL,
warum kein DSL oder DSL nur mit langsamer Geschwindigkeit möglich sind.
Die Reichweite ist meist darauf zurückzuführen, dass die Ortschaften selbst keine eigene Vermittlung haben,
sondern im schlimmsten Fall von verschiedenen Ortschaften mit anderen Vorwahlbereichen versorgt werden.

Ich engagiere mich seit meinem Zuzug vor einem Jahr aktiv in der Gemeinde Weichs (Landkreis Dachau).
Bei einer Unterschriftenaktion für „Schnellere DSL Anbindung in Weichs“ haben 350 Haushalte unterschrieben.
Ich denke, das kann sich bei einer Einwohnerzahl von 3300 sehen lassen!
Wobei viele ihre Unterschrift nicht abgaben, da sie ihre Daten nicht preisgeben wollten.

Die Gemeindeverwaltung ist - wie jede kleinere Gemeinde - ziemlich ausgelastet.
Trotzdem haben der Bürgermeister und die Verwaltung das Thema ernst genommen.
Eine erste Anfrage ergab, dass die Telekom mit ca. 50000 € pro Vorwahlbereich rechnet.
Bei zwei Vorwahlbereichen (zum Glück nur zwei!) ist das trotzdem für eine kleine Gemeinde nur sehr schwer finanzierbar.

Niemand von der Gemeinde wusste allerdings, dass in einem Ortsteil von Weichs
schon Glasfaserkabel von der Telekom liegen, die vor vielen Jahren
von Petershausen zum Nachbarort Vierkirchen wahrscheinlich zu der Firma Krauss Maffei verlegt wurden.
Da eine der in Weichs ansässigen Firma unbedingt Internet benötigt,
wurde von der Telekom der Antrag an die Gemeinde gestellt, um die notwenigen Bauarbeiten durchzuführen.
Ganz nebenbei: Die Firma trägt die Anschlusskosten für die Bauarbeiten ganz alleine!

Die Gemeinde hat die Erlaubnis dann allerdings nicht gleich erteilt,
da das Detailangebot für den DSL Ausbau der drei Ortsteile noch offen war.
Auf das Versprechen hin, das Angebot in vier Wochen zu schicken, wurde dann leider doch der Telekom die Erlaubnis erteilt.
Der Gedanke dahinter war einfach: Ist die Gemeinde kooperativ, dann wird sicherlich auch das Angebot nicht ganz so teuer werden.
Das Glasfaserkabel liegt ja dann schon in zwei von drei Ortsteilen und der dritte Ortsteil Aufhausen ist ja nur 1 km von der Glasfaserleitung entfernt.
Außerdem würde die Gemeinde auch Bereitschaft signalisieren, hier selbst eine Baufirma für das Verlegen des Leerrohres zu beauftragen.

Das Angebot traf dann wie versprochen ein, leider incl. bösem Erwachen. Die Kosten belaufen sich auf insgesamt 300000 €,
70000 € für den Ortsteil Aufhausen, 230000 € für den Hauptortsteil Weichs. Von einem Ausbau im Ortsteil Ebersbach,
der schon seit Jahren hätte ausgebaut werden können, ist in dem Angebot keine Rede. Wahrscheinlich kommen hierfür noch 30000 Euro extra hinzu.
Wie Sie sich sicherlich denken können, ist das Angebot somit noch schlechter finanzierbar,
selbst mit der Förderung in Höhe von 50000-75000 € durch die Breitbandinitiative Bayern http://www.breitband.bayern.de ist das schlichtweg nicht möglich.

Die Telekom lässt sich nicht einmal auf einen persönlichen Besuch ein,
bei dem man vielleicht an einem runden Tisch eine vernünftige Lösung für das Problem finden könnte.
In meinen Augen wäre es am sinnvollsten, die beiden Ortsteile Aufhausen und Ebersbach
mit einem Outdoor DSLAM zu versorgen (Ortseingang von Ebersbach von Petershausen kommend).
Dazu wäre es notwendig, die Kupferkabel nach Aufhausen und Ebersbach aufzutrennen und am Outdoor DSLAM anzuschließen.
Dadurch wäre dann dieser Outdoor DSLAM fast voll belegt, außerdem wären keine Grabungsarbeiten notwendig.
Für Weichs fehlt mir leider die Information wie die Kupferkabel verlaufen, um eine genaue Aussage treffen zu können.


Mein Resümee:

Die Telekom lässt sich nicht in die Karten schauen, besonders schlimm finde ich, dass sie nicht einmal den Gemeinden offen legt,
wo denn schon Leerrohr, Glasfaserleitungen oder Kupferverbindungen vorhanden sind.
Diese Informationen sind sehr wichtig für die Gemeinden, da man sonst nicht festlegen kann, wie viele Outdoor DSLAM benötigt werden.

Ein einfaches Beispiel:
Am Ortseingang Weichs steht ein Telekom Kabelverteiler, in dem die Hauptleitung ankommt.
Von dort aus laufen dann wieder Leitungen zu einem zweiten Verteiler in einem etwas älteren Neubaugebiet (das habe ich von einem Telekom Mitarbeiter erfahren).
Bei so einer Konstellation ist es ausreichend, den ersten Verteiler zum Outdoor DSLAM umzurüsten (Kabellänge Kupfer max. 2 km für DSL 6000).
Würden die Kabel extra von der Vermittlung zum ersten und dann zusätzlich weiter zum zweiten Verteiler laufen,
müssten beide mit einem Outdoor DSLAM ausgebaut werden, um alle Bürger zu erreichen.
Die Telekom betrachtet dies als ihr Betriebsgeheimnis und behindert dadurch auch eine öffentliche Ausschreibung, da die Gemeinde keine genauen Informationen hat.


Noch kurz zur Ausgangsituation

Ortsteil Aufhausen (DSL Light)
Kein Glasfaserkabel vorhanden, dies ist aber nur 1 km entfernt, ein Großteil dieser Strecke kann kostengünstig neben der Straße verlegt werden, da kein Fußweg vorhanden ist.

Ortsteil Eberbach (DSL 748-DSL1000)
Glasfaserleitung liegt schon seit mehreren Jahren in der Erde.

Ortsteil Weichs (Industriegebiet und eine Hälfte des Orts mit DSL Light – DSL 1000)
Ortsteil Weichs (die andere Hälfte Richtung Vermittlung Markt Indersdorf DSL 1000– DSL 3000)
Glasfaserleitung geht jetzt bis zum Industriegebiet, für eine Versorgung müssten ca. 1 km Gehweg aufgerissen werden.
Die Gemeinde versucht jetzt aber eine Firma damit zu beauftragen, in der Hoffnung, dass ein Anbieter mitspielt und die Glasfaserleitung im Abwasserkanal an der Decke kostengünstig verlegt.
Darum wird jetzt unter erschwerten Bedingungen eine Ausschreibung an alle kabelgebundenen Anbieter von der Gemeinde durchgeführt.

Das gleiche Problem zeigt sich in der Nachbargemeinde Vierkirchen. Dort ist auch in manchen Ortsteilen DSL Light möglich, in anderen DSL 1000-2000.
Trotz des vorhandenen Glasfaserkabels, welches durch mehrere Fasern genug Bandbreite für mehr als 100000 Bürger hat,
wird auch dieser Ort mit 4600 Einwohnern nicht von der Telekom ausgebaut. Dort wird inzwischen zusätzlich auf eine Funklösung von der Firma MVOX gesetzt.
Hierzu möchte ich anmerken, dass kein Kunde wechseln wird, der eine höhere Bandbreite als DSL 1000 nutzt. Die hohen einmaligen Kosten und der monatliche Betrag schrecken ab.
Darum sieht die Telekom diese Firma auch nicht als Konkurrenz an. Außerdem haben auch einige keine Sichtverbindung und könnten, selbst wenn sie wollten, das Angebot nicht annehmen.

Dadurch ist klar zu erkennen, dass der Wettbewerb schon bei so großen Ortschaften wie Weichs und Vierkirchen mit insgesamt fast 8000 Einwohnern nicht funktioniert,
da keine richtige Alternative zur Telekom vorhanden ist. Was ist denn dann erst bei noch kleineren Ortschaften, Ortschaften ohne eine schon vorhandene Glasfaserzuleitung,
oder Ortschaften mit 3-6 verschieden Vorwahlen?

Ganz anders lief es in der Gemeinde Pfaffenhofen, Ortsteil Scheyern (4500 Einwohner). Dort wollte die Telekom 2002 auch nur gegen eine hohe Gebühr ausbauen.
Als dann Kabel Deutschland das Gebiet erschlossen hatte, konnte auf einmal auch die Telekom kostenlos ausbauen!

Aber leider haben nur wenig kleine Orte einen Kabelanschluss. Unsere Ortschaften sind nur 50 km von München entfernt und gehören zum Technologiestandort Bayern.
Trotzdem schaffen wir es nicht, eine für die heutige Zeit sehr wichtige Breitbandversorgung in guter Qualität (mindestens DSL 2000) zu bekommen.
Und es gibt noch unzählige andere Gemeinden in Bayern mit ähnlichen oder anderen Problemen, doch das würde nicht alles in diesen Brief passen.

Ich wünsche mir, dass das Geschilderte auch Ihnen zu denken gibt.
Und ich hoffe, Sie können die richtigen Weichen für die Zukunft stellen.
Wie heißt es so schön: „Du bist Deutschland!“
Ich werde meinen Teil dazu beitragen.


Ich möchte Ihr Antwortschreiben auf den Internetseiten von http://www.geteilt.de und http://www.dsl-weichs.de veröffentlichen.
Sollten Sie hiermit nicht einverstanden sein, so bitte ich um einen kurzen Hinweis.
Diese Anfrage können Sie unter folgendem Link nachlesen:
viewtopic.php?f=52&t=5447

Falls Sie weitere Informationen benötigen, können Sie sich gerne jederzeit bei mir melden.
Ich bin mit vielen Bürgern, Bürgermeistern und anderen Initiativen in Kontakt.
Ich würde mich über eine Antwort freuen.

Vielen Dank

Mit freundlichen Grüßen

Robert
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Re: Deutsche Telekom AG (9:Friedrich Fuß, Technikvorstand)

Beitragvon Dino75195 » 27.06.2008 22:27

Hallo zusammen,

auf mein Schreiben hin, hat sich jemand von der Telekom bei mir gemeldet.
Es war ein sehr aufschlussreiches Gespräch, wo einige Informationen ausgetauscht werden konnten.

Ich hoffe es kommt noch eine Antwort die ich veröffentlichen kann.

Wie weit sich das auf die Internetunterversorgung in Weichs und Vierkirchen auswirkt wird sich in einigen Monaten zeigen.


Hier das Antwortschreiben

Sehr geehrter Herr Manhart,

herzlichen Dank für Ihren persönlichen Erfahrungsbericht zu den Ortschaften in Ihrer Nähe.

Wir sind uns im Klaren darüber, dass der Wunsch nach DSL-Versorgung in vielen ländlichen Gebieten wächst. Dies betrifft sowohl die Erstversorgung, aber auch den Ausbau mit höheren Geschwindigkeiten.

Im Gegensatz zu anderen Anbietern investiert die Deutsche Telekom nicht nur in lukrative Ballungszentren, sondern treibt den Breitband-Ausbau auch in den ländlichen Gebieten systematisch voran. Als Unternehmen müssen wir dennoch auf die Wirtschaftlichkeit unsere Investitionen achten. Für unsere Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre. Daher streben wir, wo ein ökonomisch sinnvoller Ausbau nicht alleine durch die Deutsche Telekom geleistet werden kann, Kooperationen mit den Gemeinden an.

Entsprechende Angebote sind auch den von Ihnen angesprochenen Gemeinden Weichs und Aufhausen unterbreitet worden. Auf dieser Basis erörtern wir zur Zeit verschiedene Lösungsvarianten.

Wir hoffen, dass umsetzbare Lösungen für Ihre Ortschaften gefunden werden können.

Mit freundlichen Grüßen

Friedrich Fuß

Mitglied des Bereichsvorstands T-Home
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