Fotostory: So kommt die Glasfaser in den Outdoor-DSLAM

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Fotostory: So kommt die Glasfaser in den Outdoor-DSLAM

Beitragvon inquisitor » 24.12.2013 21:14

Kürzlich hatte ich Gelegenheit den Technikern einer Kabelbaufirma über die Schultern zu schauen als diese ein bereits verlegtes Glasfaser-Erdkabel zur Anbindung an einen Outdoor-DSLAM angeschlossen haben. Da hier sicherlich der ein oder andere User neugierig ist, wie sowas in der Praxis aussieht, habe ich mal folgende kleine Fotostory gebastelt:

Das Erdkabel wurde durch bereits vorhandene Leerrohre der örtlichen Stadtwerke eingezogen und landet in einer ca. 50cm tiefen Baugrube vor dem Outdoor-DSLAM. Und so gelangt das Kabel in den Outdoor-DSLAM hinein:

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Zunächst wird das bereits verlegte Erdkabel, das aus dem Boden kommt, abisoliert.

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Ist der schwarze Außenmantel und der weisse Innenmantel entfernt, kommen drei miteinander verdrillte Röhrchen (1 x rot und 2 x gelb) sowie ein weißer Kunststoffdraht (als Zugentlastung) zum Vorschein.

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Entfernt man mittels Heißluftpistole auch noch die roten bzw. gelben Mäntel...

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kommen aus jedem dieser Röhren jeweils vier farbig ummantelte Fasern zum Vorschein, die nur noch hauchdünn sind. Wir haben es also mit 3*4=12 Fasern zu tun, die bei Verwendung herkömmlicher GBit-LAN Technik 6 GBit/s Downlink und ebensoviel Uplink (je 1GBit/s je Faser) liefern.
Bei der aktuell von der Telekom bereits eingesetzten GPON-Technologie (ITU-T G.984) könnte über jede dieser Fasern sogar 2.5 GBit/s downstream und 1.2 GBit/s upstream übertragen werden. Insgesamt stühen an diesem DSLAM bei Nutzung aller 12 Fasern mit GPON 30 GBit/s Downstream und 14,4 GBit/s Upstream zur Verfügung. Mit der bereits verfügbaren 10G-PON-Technik (10 GBIt/s pro Faser) ließen sich diese Raten sogar noch vervierfachen.

Der Outdoor-DSLAM hat kupferseitig Anschlußmöglichkeiten für bis zu 200 Teilnehmeranschlußleitungen (TAL), sodaß rechnerisch für jeden Teilnehmer ohne jede oversubscription je nach Technologie folgende Bandbreiten realisierbar wäre:
GBit-LAN: 30 MBit/s
GPON: 150 MBit/s
10G-PON: 600 MBit/s

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Aber das Abisolieren nimmt kein Ende, denn mit einer speziellen Zange wird auch noch der farbige Mantel (sog. "jacket") entfernt.

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Am Ende bleiben nur noch diese haardünnen Fasern übrig, die jeweils aus dem lichtleitenden Kern (sog. "core" 9µm Durchmesser), dem lichtreflektierenden "cladding" (125 µm Durchmesser) und einer Schutzschicht (sog. "coating", 250 µm Durchmesser) bestehen. Menschliches Haar hat zum Vergleich einen Durchmesser von 500-700 µm.
Mehr zum Aufbau von Glasfasern [url="https://de.wikipedia.org/wiki/Lichtwellenleiter#Aufbau"]bei Wikipedia[/url]

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Nun wird das Kabel mit den 12 abisolierten Fasern in diese Metallkassette aus dem Hause Tyco Electronics geführt, die am Ende in den Outdoor-DSLAM eingebaut wird und eine Art Patchfeld darstellt, an dem dann das ONT ("Glasfaser-Modem") angeschlossen werden kann.

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In der Kassette befindet sich dieses Modul, das 12 SC/APC-Buchsen (grün) enthält, an denen bereits jeweils ca. 50cm langes Glasfasern vormontiert sind.

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Nun müssen also die 12 Fasern aus dem Erdkabel mit den 12 vormontierten Pigtails, die an den SC/APC-Buchsen hängen, miteinander verbunden werden.

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Dazu muß man aber erst einmal herausfinden zu welcher der 12 SC/APC-Buchsen die unbeschrifteten Pigtails jeweils gehören. Zu diesem Zweck hat man einen stiftförmigen "Fiber Light Pen", der in die SC/APC-Buchse paßt und mit einer starken roten LED die angeschlossene Glasfaser erleuchtet, wodurch am anderen Ende des Pigtails eine rote Lichtquelle mit bloßem Auge sichtbar wird.

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Steht nun fest welches Pigtail mit welcher Faser aus dem Erdkabel verbunden werden muß, kommt das Spleißgerät zum Einsatz.

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In dieses werden nach Reinigung mittels Wattepads und einer unbekannten Flüssigkeit (womöglich Alkohol) beide zu verspleißende Fasern angelegt. (auf dem Foto ist erst eine Faser angelegt)

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Das hochmoderne Spleißgerät richtet beide Fasern exakt zueinander aus...

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...und nach einem sekundenschnellen Schweißvorgang zeigt das Gerät das erfolgreiche Ergebnis von nur 0.3 dB Dämpfung an.

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Zum Schluß wird auf die verspleißte Stelle zum Schutz noch eine Metallklemme gepresst, die ein Brechen durch mechanische Beanspruchung verhindern soll.

Das ganze wird für die übrigen elf Fasern wiederholt, überschüssiges Kabel in der Kassette aufgewickelt und das ganze in den Outdoor-DSLAM eingebaut.

Leider waren die Techniker nur mit der Installation der passiven Glasfasertechnik beauftragt und einsetzender Regen verhinderte weitere Aufnahmen, aber das wesentlichste ist oben dargestellt. Das ONT, als jenes Gerät, das dann später mit einem kurzen Glasfaser-Patchkabel mit der oben gezeigten Kassette bzw. deren SC/APC-Anschlüssen verbunden wird, habe ich leider nicht zu Gesicht bekommen.
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Re: Fotostory: So kommt die Glasfaser in den Outdoor-DSLAM

Beitragvon KorbanDallas » 25.12.2013 17:27

Wirklich sehr gut dargestellt und recherchiert.

Kleine Anmerkung: Die Bandbreiten die möglich wären lassen sich nicht bestimmen.
Es wurde zwar ein 12 fasriges Gf-Kabel zum Outdoor-DSLAM verlegt, diese sind aber nicht alle als Nutzfasern verfügbar. Weiterhin ist bei Einsatz von pcwm ein vielfaches der Bandbreite möglich.
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