EU: Abstand zwischen den Ländern wird geringer

PM IP/08/1831 vom 28.11.2008
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Breitband: Abstand zwischen besten EU-Ländern und Nachzüglern wird kleiner
Die Breitbandversorgung hat sich in Europa weiter verbessert. Nach einem heute von der Europäischen Kommission veröffentlichten Bericht stieg sie von 18,2 % im Juli 2007 auf 21,7 % im Juli 2008. Aus dem Bericht geht ferner hervor, dass sich der Abstand zwischen den EU-Ländern verringert (von 28,4 Prozentpunkten im Juli 2007 auf 27,7 im Juli 2008). Mit 17 Millionen neuen festen Breitbandanschlüssen jährlich breitet sich demnach das Hochgeschwindigkeitsinternet in der EU immer weiter und schneller aus, während die Verbreitung mobiler Breitbanddienste nun angelaufen ist (6,9 %). Drei von vier Breitbandanschlüssen in der EU bieten Download-Übertragungsraten von 2 Megabits pro Sekunde (Mbps) und darüber, eine Geschwindigkeit, mit der z. B. Fernsehsendungen über das Internet empfangen werden können.
„Der Breitbandmarkt verzeichnet weiter starke Wachstumsraten, wobei die führenden EU-Länder bei der Breitbandversorgung nach wie vor an der Weltspitze stehen“, erklärte die für die Telekommunikation zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding. „Außerdem freue ich mich, dass die anderen europäischen Länder aufholen. In dem von der Kommission diese Woche vorgelegten Konjunkturprogramm ist vorgesehen, weitere EU-Mittel in Höhe von einer Milliarde Euro in Infrastrukturen für das Hochgeschwindigkeitsinternet zu lenken. Ich gehe davon aus, dass diese zusätzliche Maßnahme im Zusammenspiel mit dem entschlossenen politischen Hinwirken auf effektiven Wettbewerb und weitere Marktöffnung schließlich den Weg dafür ebnen wird, bis 2010 den 'Breitbandanschluss für alle Europäer' und bis 2015 das 'Hochgeschwindigkeitsinternet für alle Europäer' zu verwirklichen.“
Wie die heute von der Europäischen Kommission veröffentlichten neuen Zahlen zeigen, hat sich trotz der geringeren Wachstumsaussichten für die Gesamtwirtschaft das Breitbandwachstum im letzten Jahr überall in der EU fortgesetzt und zwischen Juli 2008 und Juli 2007 um 19,23 % gesteigert. Die Zunahme fällt jedoch geringer aus als im Vorjahr: 19,23 % zwischen Juli 2008 und Juli 2007, gegenüber einer Steigerung von 31,4 % im Jahr zuvor. Am 1. Juli 2008 gab es in der EU mehr als 107 Millionen feste Breitbandanschlüsse, von denen 17 Millionen seit Juli 2007 hinzugekommen sind. Die höchsten Zuwachsraten erreichten Malta (6,7 Anschlüsse auf 100 Einwohner), Deutschland (5,1 pro 100 Einwohner) und Zypern (4,9 pro 100 Einwohner), wogegen Finnland (1,9 pro 100 Einwohner) und Portugal (1,0 pro 100 Einwohner) am wenigsten zulegten.
Weltweit stehen Dänemark und die Niederlande mit einem Breitbandversorgungsgrad von 35 % weiterhin an der Spitze. Neun EU-Länder (Dänemark, Niederlande, Schweden, Finnland, Vereinigtes Königreich, Luxemburg, Belgien, Frankreich und Deutschland) rangieren vor den USA, die nach der OECD-Statistik von Juni 2008 bei 25 % liegen.
Der Abstand zwischen der besten (Dänemark, 37,2 %) und der schwächsten Breitbandversorgung (Bulgarien, 9,5 %) ist weiterhin beträchtlich, wird aber zum ersten Mal kleiner (im Juli 2007 hatte Dänemark einen Versorgungsgrad von 34,1 % gegenüber 5,7 % in Bulgarien). Die Rückstände lassen sich vor allem durch mangelnden Wettbewerb und Schwächen bei der Regulierung erklären. Während sich beispielsweise die Marktanteile der etablierten Festnetz-Breitbandanbieter insgesamt bei 45 % stabilisiert haben, nehmen sie in bestimmten Ländern (Österreich, Bulgarien, Frankreich, Irland, Litauen, Rumänien und Spanien) seit Juli 2007 wieder zu. Diese Haupthindernisse, die dem Breitbandausbau entgegenstehen, müssen durch die Reform des EU-Telekommunikationsrechts beseitigt werden, die dem Europäischen Parlament und dem Ministerrat gegenwärtig zur Beratung vorliegt (MEMO/08/739).
Außerdem veröffentlichte die Kommission die ersten Zahlen zur Geschwindigkeit fester Breitbandanschlüsse, die ein wichtiger Indikator für eine Wissensgesellschaft ist. 74,8 % der erfassten Anschlüsse in der EU liegen im Bereich von 2 Mbps und darüber, 62 % zwischen 2 und 10 Mbps, 12,8 % über 10 Mbps. Höhere Datenübertragungsraten bedeuten im Allgemeinen, dass dem Kunden eine größere und bessere Auswahl zu einem geringeren Preis pro Megabit geboten wird. Extrem schnelle Verbindungen (bis 100 Mbps und darüber) – wie mit Glasfaseranschlüssen – stehen nur 1,4 % der europäischen Internetkunden zur Verfügung.
DSL (der digitale Teilnehmeranschluss) ist mit fast 86 Millionen Anschlüssen nach wie vor die wichtigste Breitbandtechnik in der EU. Der DSL-Zuwachs hat sich allerdings stark verlangsamt und fällt um 10,9 % geringer aus als im Juli 2007. Davon profitieren andere feste Breitbandtechniken wie Fernsehkabel, Glasfaser-Hausanschlüsse (FTTH) und drahtlose Teilnehmeranschlüsse.
Der zunehmende infrastrukturgestützte Wettbewerb zeigt sich beispielsweise darin, dass bei Produkten, die auf einem entbündelten Teilnehmeranschluss beruhen, weiterhin ein starkes Wachstum zu verzeichnen ist, was vor allem ein Ergebnis der erfolgreichen Regulierung in den letzten Jahren ist. 65,3 % aller DSL-Anschlüsse alternativer Betreiber (24,7 Millionen Anschlüsse) sind heute entweder vollständig oder teilweise entbündelt, gegenüber 45,4% im Juli 2007. Dies geht zu Lasten wichtiger Arten des Zugangs der alternativen Betreiber auf der Vorleistungsebene, deren Anteile am Bitstromzugang (5,9 Mio. Anschlüsse) und Weiterverkauf (6,9 Mio. Anschlüsse) weiter zurückgeht.
Andere erstmalig veröffentlichte Zahlen zeigen, dass mobilfunkgestützte Breitbandtechniken wie 3G- und Datendienste über Datenkarten in einer Reihe von Mitgliedstaaten nun an Bedeutung gewinnen. Dänemark, Griechenland, Deutschland, Italien, Slowenien und Spanien meldeten Breitband-Mobilfunkversorgungsraten von über 10 %. Am 1. Juli 2008 gab es in der EU 34 Millionen Breitband-Mobilfunkkunden (ohne Frankreich, Niederlande und Vereinigtes Königreich, die keine diesbezüglichen Daten übermittelten). Der Mobilfunkversorgungsgrad, der angibt, welcher Anteil der Gesamtbevölkerung den Breitband-Mobilfunk nutzt, reicht von unter 1 % (Belgien und Zypern) bis zu fast 20 % (Spanien). Der EU-Durchschnitt beträgt 6,9 %. Die Zahl der Breitband-Mobilfunkanschlüsse, die nur über besondere Datenkarten/Modems/Stecker vor allem mit Laptops den mobilen Internetzugang ermöglichen, ist deutlich niedriger (etwa 2–3 %).
Hintergrund
Die Breitbandverfügbarkeit ist ein wichtiger Indikator für die Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Die Kommission berichtet zweimal pro Jahr über die Entwicklung der Breitbandmärkte in der EU, wobei sie von den Daten ausgeht, die von Mitgliedstaaten bestätigt wurden. Das diese Woche von der Kommission vorgelegte europäische Konjunkturprogramm (IP/08/1771, MEMO/08/735) sieht vor, 2009–2010 weitere EU-Mittel für die Verwirklichung des „Hochgeschwindigkeitsinternet für alle“ bereitzustellen.
Der Bericht ist abrufbar unter:
http://ec.europa.eu/information_society ... uly_08.pdf
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