Interview: Glasfaser hat zu wenig Akzeptanz

Neuigkeiten zum Thema Telekommunikation und Breitband

Re: Interview: Glasfaser hat zu wenig Akzeptanz

Beitragvon bru62 » 06.06.2014 13:56

Ja, so ist die Situation im "Geiz ist geil"-Land, dass noch dazu den angeblich besten Billiglohn-Markt Europas hat. Keine gute Mischung, die Leute zu etwas zu überzeugen, was sie vielleicht in zehn Jahren brauchen werden. Nur muss festgehalten werden, dass trotzdem kein Weg am Glasfaserzugangsnetz vorbei führt, wie Kaack richtig feststellt. Die Frage ist nur, wollen wir warten, bis der Druck erst richtig da ist. Wie soll das gehen? Straßen baut man doch auch nicht, wenn die Autos schon übers freie Feld rollen ...

Gruß
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Re: Interview: Glasfaser hat zu wenig Akzeptanz

Beitragvon KorbanDallas » 06.06.2014 16:58

Naja, er hat ja in allem Recht. Auf der einen Seite besteht derzeit noch keine Nachfrage nach den Bandbreiten die über Glasfaser möglich sind, noch viel schlimmer ist, es gibt keine Anwendungen die das auch notwendig machen (noch nicht). Ich waage mal zu behaupten, in 5 bis 10 Jahren wird sich das ändern. Aktuell ist ein HD Stream oder auch 2 möglich, ein 4K Stream wird in 5 Jahren ebenso normal werden, wie heute ein HD Stream. Somit steigt auch der Bedarf an Bandbreite im Netz.

Auf der anderen Seite kann es sich heute kein Unternehmen leisten, großflächig Glasfaser bis in die Wohnung zu verlegen. Es rechnet sich heute einfach nicht, wenn man für den Anschluss >50 € Zahlen muss, da hier nicht überall das Klientel wohnt, das sich solche Verträge leisten kann. Es steht außer Frage, in 5 vielleicht in 10 Jahren wird kein Weg an Glasfaser vorbei führen, nur aktuell muss man den aktuellen Bedarf decken und das kann man recht schnell und kostengünstig mit VDSL oder VDSL Vectoring erreichen.

Der Markt ist in der Hinsicht auch noch nicht gesättigt und der Kundenzuwachs z.B. bei der Telekom mit Breitbandanschlüssen und Entertain ist ja seit langem mal wieder gewachsen. Das sind die ersten Anzeichen, das der Ausbau seit dem letzten Jahr Früchte trägt. Das ist bei anderen Anbietern (außer Kabelnetzbetreiber) ähnlich.

Es wird also zwangsläufig dazu führen, entweder die großen TK-Unternehmen schaffen es, die Brandbreiten bereit zu stellen und dann in vielleicht 5 - 10 Jahren weiter zu Glasfaser in dei Wohnung zu investieren, oder aber die Kabelnetzbetreiber werden die Oberhand gewinnen und mit ihrem unregulierten Markt die herkömmliche Telekommunikation via Telekom verdrängen.
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Re: Interview: Glasfaser hat zu wenig Akzeptanz

Beitragvon Fehler20 » 08.06.2014 13:47

oder aber die Kabelnetzbetreiber werden die Oberhand gewinnen und mit ihrem unregulierten Markt die herkömmliche Telekommunikation via Telekom verdrängen.


Das glaube ich wiederum nicht, weil die Kabelbetreiber (auch in den Großstädten) eben nicht flächendeckend ausgebaut haben. Es existieren viele Häuser, die einfach keinen Kabelanschluss haben und auch kein Kabel in der Straße liegt. Die werden sehr warscheinlich bei Kupfer bleiben.
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Re: Interview: Glasfaser hat zu wenig Akzeptanz

Beitragvon spokesman » 08.06.2014 23:44

Es wird auch in 5 bis 10 Jahren keinen "run" auf die Glasfaser geben, in Ballungsräumen vllt. jedoch nicht auf dem flachen Land. Merkel wird einfach wieder auf der CeBit die neue LTE Generation vorstellen bei der sie wieder die einzige Teilnehmerin in der Funkzelle sein wird und alles ist gut.

Nach der aktuellen Lage besteht als erstes eine neue Anwendung, welche eine hohe Bandbreite benötigt, die Netze werden daraufhin angepasst. Wir sehen das aktuell mit VDSL und Vectoring in Verbindung mit Entertain, VoD usw.. Entwickelt hat sich diese Situation nicht von gestern auf heute, ADSL hat man auch erst nach der angeblichen Bedarfslage gebaut. All dies wurde aber bis heute nicht flächendeckend ausgebaut. Wenn man mit Glasfasernetz jetzt erst in 5 bis 10 Jahren anfängt ändert sich der Fokus des Breitbandausbaus auf die Ballungszentren, ganz einfach weil da mehr Massen den gleichen Bedarf haben. Die großen Ballungszentren werden verglast, der Rest fliegt wieder hinten runter - genau auf diesem Weg befinden wir uns. Vorrausschauende Politik oder sieht anders aus.
Aktuell ist ein HD Stream oder auch 2 möglich, ein 4K Stream wird in 5 Jahren ebenso normal werden, wie heute ein HD Stream. Somit steigt auch der Bedarf an Bandbreite im Netz.
Ich hoffe das zu diesem Zeitpunkt wenigstens das Ziel von 2010 "flächendeckend 1MBit/s" erreicht ist.

Wenn man sich die Zeitachsen bei einem Ausbau in Stadt und Land anschaut sieht man schnell, dass ein Ausbau in Ballungsräumen viel schneller verläuft. Warum das so ist obwohl in einer Stadt deutlich mehr Verkehr ist?
Städte sind oftmals wesentlich besser mit Leerrohrkapazitäten ausgestattet, weiterhin gibt es in den Städten eigentlich nie ein IBV oder eine Machbarkeitsstudie oder eine Ausschreibung, Fördermittelanträge usw.

Ich möchte jetzt noch etwas auf den Artikel eingehen.

Die starke Zunahme der übertragenen Datenvolumen um derzeit rund 20 Prozent pro Jahr wird in zehn bis 15 Jahren Grenzen für die Kupferdoppelader setzen. VDSL und die Vectoring-Technologie sind eine Übergangslösung, nachhaltig ist nur der Glasfaser-Ausbau. Darum würde ich mich schon heute für einen Glasfaser-Anschluss entscheiden.
Gute Entscheidung, doch hätte es diese Einsicht schon viel, viel früher geben müssen - bis heute gibt es keine gesetzlichen Vorgaben oder Verordnungen die einen Glasfaserausbau nachhaltig beflügeln und okonomisch und ökologisch günstiger gestalten könnten, ein Politikversagen wie es im Buche steht.
Da nimmt man lieber das Zauberwort Fördermittel in den Mund, das kennt man schon.

KAACK 13 von 26 Ausbaugebieten der Mitte Juli 2013 ausgelaufenen Vorvermarktung in der "dritten Runde" haben das Ziel von 40 Prozent Vorverträgen für einen Glasfaser-Anschluss erreicht. Eine schlechte Quote, die einen privatwirtschaftlichen Anbieter wie die Deutsche Glasfaser nicht zufriedenstellen kann.
ich schlussfolgere hier, dass es entweder einen Monopolisten braucht um einen Glasfaserausbau wirtschaftlich abzubilden oder es schafft kein Unternehmen im privatwirtschaftlichen Ansatz.
Also legen wir weiter die Hände in den Schoß und verschleppen die Probleme von heute hin zu den Generationen von morgen - auch dieses Problem hinterlassen wir folgenden Generationen, toll.

KAACK Vielleicht ist die Deutsche Glasfaser zu schnell gewachsen und hat zu viele Baustellen gleichzeitig eröffnet. Das ist insofern bedauerlich, weil die Reggefiber als Muttergesellschaft der Deutschen Glasfaser in den Niederlanden beim Bau von Glasfaserleitungen nachweislich gute Arbeit geleistet hat.
ja das sind alles so Probleme die der Wettbewerb nach der Zerschlagung von derartigen Konstrukten wie die Bundespost so mit sich bringt. Vllt. hat sich mal jemand mit Postbeamten unterhalten und jetzt mit der neuen Generationen Hermeskurieren und Co. - Arbeitsbedingungen die für mich nicht tragbar sind. Die Leute bekommen weniger Geld, weniger Sozialleistungen, weniger Urlaub, haben längere Arbeitstag, haben größere Verteilgebiete und man schafft Parallelstrukturen für die sich die Umwelt herzlich mit der nächsten Generation bedankt - so es eine nächste Generation gibt, denn nach einem 12 Stunden Tag als Hermes-Kurier sucht man nur nach Erholung, nicht nach politischen Fragestellungen, einem Hobby oder Ehrenamt. Übrigens bin ich kein Hermes-Kurier, sonst würde ich wohl nicht den einen oder anderen Beitrag hier schreiben.

Die Stadt darf sich also nicht zufrieden zurücklehnen.

ein weiterer schlechter Punkt. Die Stadt muss sich weiter mit dem Thema befassen, schaut man sich in Deutschland um ist auch nach einem erfolgten Ausbau eine Stadt weiter mit dem Thema überfordert. Es fehlt ganz einfach die Kompetenz. Hier und da sind sicher Zweckverbände oder Stadtwerke Technologie- und Wissenträger, doch hilft das einer 3000 Einwohner Gemeinde auch nicht weiter und von den gibt es viele in Deutschland.

Gut das jetzt die WM vor der Tür steht, endlich ein wichtiges Thema - ein guter Zeitpunkt um sich Boni auszuschütten oder die Diäten zu erhöhen, Waffen und Co. könnte man auch mal wieder verscherbeln.
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Re: Interview: Glasfaser hat zu wenig Akzeptanz

Beitragvon bru62 » 10.06.2014 08:55

KorbanDallas hat geschrieben:Naja, er hat ja in allem Recht
Wer?
KorbanDallas hat geschrieben:Auf der einen Seite besteht derzeit noch keine Nachfrage
Aber du erkennst ja richtig, dass sich dies in zehn Jahren ändern wird. Ich vermute mal, schon eher. Die Entwicklung ist da sehr dynamisch. Wir beschäftigen uns nun schon seit zehn Jahren mit dem Problem. Am Anfang haben wir für ISDN-Flat gestritten und meinten, damit mittelfristig auszukommen. ;) Und wenn man sich das vor Augen führt, muss man einfach über notwendige Investitionen nachdenken, um nicht den Anschluss zu verlieren. Denn ein flächendeckender Ausbau des Glasfaserzugangsnetzes wird nicht in ein zwei Jahren möglich sein, sondern eine Generationenaufgabe (wie der Fernstraßenausbau).
KorbanDallas hat geschrieben:Auf der anderen Seite kann es sich heute kein Unternehmen leisten, großflächig Glasfaser bis in die Wohnung zu verlegen.
Da hast du recht. Es rechnet sich nicht, wenn der Verlust in maximal fünf Jahren wieder in Gewinn umschlagen soll. Also warten, bis das anders wird? Ich glaube, die Frage beantwortet sich selbst. Vielleicht muss man eher über längere Abschreibungsfristen nachdenken. Ist dann aber nichts für die heutigen Aktiengesellschaften, sondern für Stadtwerke oder reine Netzbetriebsgesellschaften.
KorbanDallas hat geschrieben:aktuell muss man den aktuellen Bedarf decken und das kann man recht schnell und kostengünstig mit VDSL oder VDSL Vectoring erreichen.
Hm, würde ich unterschreiben, wenn es denn den Unternehmen (auch der T)um Bedarfsdeckung ginge. Leider ist dem nicht so, wie wir immer wieder feststellen. Vectoring wird nicht oder kaum dort gemacht, wo bisher kein DSL ging, sondern gerade dort, wo schon Kabelanbieter aktiv sind. Ist ja auch der Ursprung des Streits gewesen, der im Eröffnungspost zitiert wird. Es ist unstrittig, dass Vectoring im ländlichen Raum kaum Effekte bringt.

Was aus meiner Sicht echt Not täte, ist ein ähnlich starkes Engagement des Staates, wie wir es eben beim zitierten Fernstraßenausbau oder aktuell bei der Energiewende erlebten und erleben. Wenn ich als politischer Verantwortungsträger erkenne (und jeder Blinde müsste das inzwischen erkennen), dass eine Flächendeckung marktgetrieben nicht erreichbar ist, Breitbandinternet aber als elementar für gesellschaftliche Teilhabe anzusehen ist, dann muss ich wohl selbst aktiv werden. Dazu gehört zumindest ein transparenter, auf Langfristigkeit angelegter Plan. Davon ist aber nichts zu erkennen, nur dilletantisches, hilfloses Agieren, besser Reagieren.

Die Nichtregulierung der Kabelanbieter ist übrigens auch aus meiner Sicht ein Ärgernis, nicht zuletzt diskriminierend für die Telekom, die jeden Pups bei der BNetzA anmelden muss, während KD/Vodafone und andere ihren Monopolkurs auf wie die Kupfer-TAL dazumal mit öffentlichen Mitteln gebauten Koax-Trassen treiben können. Oder hat schon mal jemand alternative Anbieter in einem Kabelnetz gesehen?

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