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Glasfaserausbau hat für die Bundesregierung keine Priorität

BeitragVerfasst: 09.06.2011 08:28
von satzing
Unsere Bundesregierung will sich nicht verstärkt für den Breitbandausbau mit Glasfaseranschlüssen bis in die Haushalte einsetzen. Das berichtet heise online heute.
.....Das hat der Referent für Grundsatzfragen der Telekommunikationspolitik im Bundeswirtschaftministerium (BMWi), Regierungsdirektor Frank Krüger, klargestellt. "Wir brauchen nicht sofort überall FTTH", sondern sämtliche Technologien wie Kabel und LTE, erklärte Krüger auf der zweitägigen Messe für Glasfasertechnik BEL2 im Wissenschaftspark Berlin-Adlershof. ....

Auch über das erreichte ist man zufrieden:
...In seiner Zwischenbilanz zur Breitbandstrategie der Bundesregierung zeigte sich der BMWi-Regierungsdirektor mit dem bisher Erreichten zufrieden. "In der Grundversorgung" – gemeint sind Anschlussraten von mindestens 1 MBit/s – "sind wir mit 98,5 Prozent der Haushalte eigentlich relativ weit"....


http://www.heise.de/newsticker/meldung/Glasfaserausbau-hat-fuer-die-Bundesregierung-keine-Prioritaet-1257757.html

Re: Glasfaserausbau hat für die Bundesregierung keine Priori

BeitragVerfasst: 09.06.2011 12:01
von Nenunikat
...In seiner Zwischenbilanz zur Breitbandstrategie der Bundesregierung zeigte sich der BMWi-Regierungsdirektor mit dem bisher Erreichten zufrieden. "In der Grundversorgung" – gemeint sind Anschlussraten von mindestens 1 MBit/s – "sind wir mit 98,5 Prozent der Haushalte eigentlich relativ weit"....

http://www.heise.de/newsticker/meldung/Glasfaserausbau-hat-fuer-die-Bundesregierung-keine-Prioritaet-1257757.html

Wenn man nicht nachhaltig das Ziel hat, auch ländliche Gegenden zu versorgen und anvisierte Ziele vom letzten Jahr keine wirkliche Rolle mehr spielen, dann "sind wir mit 98,5 Prozent der Haushalte eigentlich relativ weit" bei der nicht gerade turboschnellen 1 MBit/s-Internet-Anbindung... :roll:

Re: Glasfaserausbau hat für die Bundesregierung keine Priori

BeitragVerfasst: 09.06.2011 18:35
von spokesman
naja mit den 9x.xx% ist man ja schon seit Jahren recht zufrieden, diese Zahl ist so leer wie die Idee dahinter. Bis 2014 werden 75% der Haushalte mit 50Mbit/s oder mehr versorgt sein, also Kabelanschlüsse und zudem noch ein paar VDSLer oder FTTB/H Anschlüsse in Ballungsräumen. Für alle Regionen ohne RiFu-GF Optionen wird wohl nicht mehr als eine DSL, LTE, SAT Verbindung verfügbar sein. Wie ihr schon richtig angemerkt habt ist selbst dieser Stand aus mittel- und langfristiger Sicht nicht nachhaltig und zukunftsorientiert, der Anteil von FTTH wird 2014 wohl noch lange nicht bei 5% der Hausanschlüsse liegen.

Den Universaldienst hält der Regierungsdirektor für ein Instrument für den Lückenschluss, jedoch nicht für ein Finanzierungsmodell - da er jedoch nur "allenfalls" als Lückenschließer zum Einsatz kommen soll, ist von einer Einführung dieser Regierung wohl noch nicht zu rechnen?! Das Finanzierungskonzept des WIK, welches jedem Kunden 1€ in einen Fonds einzahlen lässt hält die Regierung im übrigen für verfassungswidrig..

Re: Glasfaserausbau hat für die Bundesregierung keine Priori

BeitragVerfasst: 09.06.2011 20:38
von governet
spokesman hat geschrieben:Das Finanzierungskonzept des WIK, welches jedem Kunden 1€ in einen Fonds einzahlen lässt hält die Regierung im übrigen für verfassungswidrig..

Damit hat man doch sonst auch keine Probleme?

Re: Glasfaserausbau hat für die Bundesregierung keine Priori

BeitragVerfasst: 09.06.2011 22:39
von spokesman
Da müsste man mal eine Stellungnahme von einem/er Bundesverfassungrichter/in wie z.B. Susanne Baer einholen, ob eine derartige Umlage über die Telekommunikationsrechung gebucht werden kann ist mir nicht bekannt, vllt. könnte man aber an den Soli anknüpfen?

Re: Glasfaserausbau hat für die Bundesregierung keine Priori

BeitragVerfasst: 10.06.2011 07:39
von Tristan72
Und die 98,5% bekommt man nur über eine funktionierende Rückmeldeoption im Breitbandatlas runter. Diese Option wird aber scheinbar nicht mehr weiter betrieben.

Re: Glasfaserausbau hat für die Bundesregierung keine Priori

BeitragVerfasst: 10.06.2011 16:43
von governet
spokesman hat geschrieben:Da müsste man mal eine Stellungnahme von einem/er Bundesverfassungrichter/in wie z.B. Susanne Baer einholen, ob eine derartige Umlage über die Telekommunikationsrechung gebucht werden kann ist mir nicht bekannt, vllt. könnte man aber an den Soli anknüpfen?

Ich meinte eher, dass man sonst ja auch keine Probleme hat, Gesetze zu beschließen, die offensichtlich verfassungswidrig sind, wo ein Wille da auch ein Weg, am Willen scheint es bei der Problematik aber offenbar zu hapern.

Re: Glasfaserausbau hat für die Bundesregierung keine Priori

BeitragVerfasst: 10.06.2011 19:06
von HeinzHaraldF
Genau. Und das dafür nötige Kleingeld schicken wir nach Griechenland. :(

Re: Glasfaserausbau hat für die Bundesregierung keine Priori

BeitragVerfasst: 11.06.2011 21:04
von Nenunikat
...
Bis 2014 werden 75% der Haushalte mit 50Mbit/s oder mehr versorgt sein, ...
...

Da bis 2010 die Versorgung mit 1 MBit/s schon nicht geklappt hat, kann man sich denken, was von 75% der Haushalte mit 50Mbit/s bis 2014 zu halten ist.
Es wird eigentlich nichts dafür getan, diese Ziele überhaupt zu erreichen.
spokesman hat geschrieben:...
Für alle Regionen ohne RiFu-GF Optionen wird wohl nicht mehr als eine DSL, LTE, SAT Verbindung verfügbar sein.
...

Selbst dort, wo schon Glasfaser liegt, kann man die nächsten Jahre ggf. weiter auf kabelgebundenes Breitband warten, nur weil es in einer ländlichen Gegend liegt.
Bei mir zu Hause geht die Glasfaser bis in den Keller, es hängen 16 Haushalte an FTTB-HYTAS dran, und es wird nicht mehr als ISDN geboten.
Damit habe ich zu Hause ein Musterbeispiel dafür, wie wenig der Markt für eine ordentliche Breitbandversorgung sorgt - und wie wenig sich trotz der jahrelang schon vorhandenen, technischen Möglichkeiten ändert.
Hier sieht man wie "wunderbar" doch alles ohne Universaldienst läuft.
So "wunderbar", das man schon Experimente mit LTE am Rande der Empfangsmöglichkeiten anfängt.
...
Den Universaldienst hält der Regierungsdirektor für ein Instrument für den Lückenschluss, jedoch nicht für ein Finanzierungsmodell
...

Ich befürchte, dass man den Universaldienst nicht mal als Instrument für den Lückenschluss hält.
Sonst hätte man damit zumindest die Mindestbandbreite von 1 MBit/s festschreiben müssen, an der man ja - angeblich bis auf ein paar kleine Lücken - schon "fast" flächendeckend dran ist.
Eigentlich will man sich wohl nur aus der Verantwortung heraushalten und Ärger mit der FDP und den großen Anbietern vermeiden.
Ansonsten würde man auch nicht weiter auf einen "Markt" setzen der ohne Zwang (LTE-Aussschreibung) bzw. ohne Subvention usw. in den ländlichen Gebieten so gut wie gar nicht erlebbar ist.

Re: Glasfaserausbau hat für die Bundesregierung keine Priori

BeitragVerfasst: 11.06.2011 22:15
von bkt
Tristan72 hat geschrieben:Und die 98,5% bekommt man nur über eine funktionierende Rückmeldeoption im Breitbandatlas runter. Diese Option wird aber scheinbar nicht mehr weiter betrieben.

Doch, sie wird betrieben ,aber nicht genutzt.

Laut Aussage des TÜV-Rheinland, der diesen Atlas betreibt, gibt es ganze 2 Meldungen "PRO MONAT".
Und das hat auch die von uns geforderte Verifikationsanzeige für alle Zellen gekippt. :evil:
Wir wollten nämlich erreichen, dass jede nicht verifizierte Zelle gekennzeichnet wird, damit die reinen Anbieterangaben von den Nutzergeprüften zu unterscheiden sind.

Re: Glasfaserausbau hat für die Bundesregierung keine Priori

BeitragVerfasst: 11.06.2011 22:25
von bkt
Nenunikat hat geschrieben:
...
Bis 2014 werden 75% der Haushalte mit 50Mbit/s oder mehr versorgt sein, ...
...

Da bis 2010 die Versorgung mit 1 MBit/s schon nicht geklappt hat, kann man sich denken, was von 75% der Haushalte mit 50Mbit/s bis 2014 zu halten ist.
Es wird eigentlich nichts dafür getan, diese Ziele überhaupt zu erreichen.

Das muss man auch nicht, da die 75% mit 50MBit/s einfacher zu erreichen sind als die 100% mit 1 MBit/s.
Wir erstellen gerade eine Übersicht für Thüringen, in der die Ziele des Bundes (75% mit 50MBit/s bis 2014) und EU (50% mit 100% MBit/s bis 2030) mal so heruntergebrochen werden, wie die Industrie das auch machen wird. Von den Ballungsräumen angefangen in Richtung flaches/hügeliges Land bis die nötigen Prozente erreicht sind. Und da werden wir alle zusammen feststellen, dass man diese Zielstellungen (zumindest als bundesweiter Schnitt) erreichen kann, OHNE einen einzigen Meter Kabel zu vergraben. Die Kabelnetzbetreiber rüsten die Technik in ihren Kopfstationen auf, damit sie 100 MBit/s-fähig wird (z.B. Kabel Deutschland) und alle VDSL-ausgebauten Gebiete können schon jetzt 50MBit/s.
Allein Erfurt macht für Thüringen schon 10% Versorgung aus (und das ist nur 1 von rd. 3.000 Orten in über 900 Gemeinden).

Deshalb machen mir die Hochgeschwindigkeitsvorgaben weniger Sorgen, als die flächendeckende Versorgung aller Haushalte mit einer angemessenen Grundversorgung.

Re: Glasfaserausbau hat für die Bundesregierung keine Priori

BeitragVerfasst: 12.06.2011 09:11
von bru62
bkt hat geschrieben:Das muss man auch nicht, da die 75% mit 50MBit/s einfacher zu erreichen sind

Das sehe ich genauso. Ich denke, dass dieses Strategieziel relativ leicht erreichbar ist. Deshalb hat es in der Breitband-Strategie auch auch keine richtige Bedeutung. Viel wichtiger ist die Jahreszahl 2018. Bin echt gespannt, wie man das hin bekommen will. Und wie man spätestens in zwei, drei Jahren damit umgeht, dass 50 Mbit/s zunehmend zu Schmalband wird und noch immer hunderttausende mit um die 1 Mbit/s unterwegs sind. Die digitale Spaltung droht in der Tat immer größer zu werden.

Gruß

Re: Glasfaserausbau hat für die Bundesregierung keine Priori

BeitragVerfasst: 13.06.2011 12:10
von Tristan72
bkt hat geschrieben:Doch, sie wird betrieben ,aber nicht genutzt.

Laut Aussage des TÜV-Rheinland, der diesen Atlas betreibt, gibt es ganze 2 Meldungen "PRO MONAT".


Meine Eingaben wurden bisher nur z.T. berücksichtigt. Schön wäre es, wenn das Datum der letzen Aktualisierung ersichtlich wäre.

Re: Glasfaserausbau hat für die Bundesregierung keine Priori

BeitragVerfasst: 13.06.2011 13:12
von Nenunikat
bkt hat geschrieben:Das muss man auch nicht, da die 75% mit 50MBit/s einfacher zu erreichen sind als die 100% mit 1 MBit/s.
Wir erstellen gerade eine Übersicht für Thüringen, in der die Ziele des Bundes (75% mit 50MBit/s bis 2014) und EU (50% mit 100% MBit/s bis 2030) mal so heruntergebrochen werden, wie die Industrie das auch machen wird. Von den Ballungsräumen angefangen in Richtung flaches/hügeliges Land bis die nötigen Prozente erreicht sind.
...

Von der Kabelnetzbetreiberseite habe ich das Ganze allerdings nicht so sehr gesehen.
So gesehen wird dieses Ziel dann über diese Sparte erreicht und VDSL ist dann eher zu vernachlässigen, weil es wohl vorwiegend (aber nicht immer) dort vorkommt, wo auch ein Kabelnetzbetreiber aktiv ist.

Was 2018 angeht:
Vielleicht sagt man sich hier: Das ist ja noch ein ganzes "Stück" bis dahin...

Re: Glasfaserausbau hat für die Bundesregierung keine Priori

BeitragVerfasst: 13.06.2011 18:38
von bkt
Nenunikat hat geschrieben:Was 2018 angeht:
Vielleicht sagt man sich hier: Das ist ja noch ein ganzes "Stück" bis dahin...

Oder: Da regieren wir längst nicht mehr. Da können sich andere mit unseren Versprechern rumärgern ;-)