Ich gebe gerne mal den "advocatus diaboli", daran könnt Ihr dann Eure Argumente schärfen
bru62 hat geschrieben:Wer in einem eigenen Haus mit SAT-Anlage wohnt, wird anders über IPTV und Webradio denken, als der in einem Miethaus lebende, der auf das mitunter dürftige Angebot des regionalen Kabelanbieters angewiesen ist. Wer nur Privatfernsehen und den regionalen Dudelsender per UKW konsumiert, wird seine eigenen Bedürfnisse haben und die der Anderen nicht verstehen oder für übertrieben halten.
Dafür ist der zu garantierende Breitbandzugang das falsche Instrument. Hier wäre entweder die Duldung einer Satschüssel rechtlich zu klären (Problem des Widerspruchs zweier verfassungsrechtlich gesicherter Grundrecht: Eigentum vs. Informationsfreiheit; derzeit sticht das Eigentumsrecht glücklicherweise noch höher). Hier könnte allerdings ein Mittelweg gefunden werden, der etwa einen Vermieter zur Bereitstellung einer zentralen Sat-Anlage verpflichtet (um den Eingriffen in sein Eigentum durch 20 Schüsseln an den Balkonen vorzubeugen).
Kabel ist alternativ dann ein Angebot, wenn die Öffentlich Rechtlichen für jederman auch ohne Kabelgebühr empfangbar sind (war bei uns so)
Alles was darüber hinaus geht ist Kür (ohne Rechtsanspruch).
bru62 hat geschrieben:Wer in einer Stadt (oder nahe bei einer) lebt, wird im RL vermutlich häufiger in die Kneipe gehen oder sich im Verein organisieren (ist im Übrigen auch eine Frage des Geldbeutels und vielleicht deshalb auch ein Grund für die Hinwendung zum VL). Ich kenne schon jede Menge Jugendlicher, deren Leben eben vor allem auch virtuell stattfindet, weil sie diese anderen Möglichkeiten nicht (mehr) haben.
Letztere sind vielfach die "Nur"-Konsumenten. Mit denen habe ich kein Mitleid. Wer selber nichts organisieren will, sondern nur konsumieren, der braucht auch nicht zu jammern. Ich kenne genügen initiative Jugendliche, die sich auf ganz kleinen Dörfern zusammentun und was auf die Beine stellen.
Es hängt auch hier, wie überall im Leben, immer von den individuellen Personen ab.
bru62 hat geschrieben:Eine Tendenz, die sich vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung zu vertiefen scheint. Das Leben verlagert sich immer mehr ins Netz. Ob das der Einzelne wahrnimmt oder wahrnehmen will, ob er es für richtig hält oder nicht, spielt keine Rolle. Die Möglichkeiten des Netzes sind unendlich. Sie zu nutzen, muss grundsätzlich jedem möglich sein.
Einspruch Euer Ehren.
Zu diesen unendlichen Möglichkeiten gehören auch sämtliche Möglichkeiten des Mißbrauchs.
bru62 hat geschrieben:Sie zu nutzen, muss grundsätzlich jedem möglich sein.
Wohl eher nicht.
bru62 hat geschrieben:Ich denke, da sind wir uns einig.
bru62 hat geschrieben:Eine Diskussion über die Zumutbarkeit dieses oder jenes halte ich für falsch. Wer will entscheiden, was für den Einzelnen wichtig ist?
Das entscheidet das Aufwand-Nutzen-Verhältnis und die daraus folgende Belastung für ALLE. Ansonsten wären wir beim Versuch das Kommunismusmodell "Jeder nach seinen bedürfnissen" wiederzubeleben. Und das wäre keine gute Idee.
bru62 hat geschrieben:Heute sagen wir vielleicht, Streamingangebote werden geblockt (und extra in Rechnung gestellt). ...
Genau das ist der richtige, weil einzige Weg.
Jedes Produkt hat seinen Preis. Und den muß der Nutzer auch zahlen. Sonst wird es dieses Produkt bald nicht mehr geben.
bru62 hat geschrieben:Jedes dieser Beispiele zeigt auf, dass es Betroffene gibt, die im Fall einer Datenblockade (ob man es nun so nennt oder nicht) schlicht ausgegrenzt werden. Das ist aber nichts anderes als Diskriminierung. Für den Betroffenen bedeutet es Zensur. Und das verletzt das Prinzip der Netzneutralität. Also, einer Diskussion über einzelne konkrete Einschränkungen werde ich mich entziehen. Ich halte sie für nicht zielführend (wie die über die Bemessung der Geschwindigkeit im Rahmen einer Universaldienstleistungsregelung auch schon lange ergebnislos geführt wird).
bru62 hat geschrieben:Ich stehe für ein klares Ja zur Netzneutralität.
D'accord. Ein klares Nein zur Inhaltszensur.
Zwischen Streaming und Browsen zu unterscheiden ist aber keine Inhaltszensur, sondern ein Filterung nach Netzbelastung ohne Berücksichtigung der übertragenen Inhalte.
bru62 hat geschrieben:Internetzugänge müssen uneingeschränkt zur Verfügung stehen. ...
... Für jeden, der die Kosten der Bereitstellung bezahlen kann.
Sonst wären wir wieder beim Kommunismus-Modell.
Und die paar zahlenden Bürger des sogenannten Mittelstandes, die schon jetzt den Großteil der Abgabenlasten zu tragen haben, werden sich bedanken.
bru62 hat geschrieben:Wie stelle ich mir die Lösung vor? Zum Ersten scheint es gar kein so großes Problem zu sein, wie es dargestellt wird. Die Zugangsnetze bewältigen die Datenflut gegenwärtig ohne Probleme.
Wie Du richtig schreibst "gegenwärtig" = noch. Da fehlt das ganze Video-Streaming all der potentiellen Kunden, die jetzt mangels Bandbreite nicht drauf zugreifen können. Wenn das erst geht, wirds auch da eng.
bru62 hat geschrieben:Anders ist es beim Mobilfunk. Dort kann niemand vorhersagen, wie viele Nutzer in der Zelle aktiv sein werden. Deshalb muss man Grenzen festlegen, um nicht die ganze Zelle dicht zu machen. Das erscheint logisch. Es ist halt ein spezifisches Problem der Mobilfunks. Und eben deshalb taugt Mobilfunk auch nicht als Festnetzersatz.
D'accord.
bru62 hat geschrieben:Hier muss eine Mischkalkulation dafür sorgen, dass diese Kosten wieder eingespielt werden. Das funktioniert seit längerer Zeit so. Wer für zweimal am Tag eMails lesen online geht, bezahlt genausoviel, wie der IPTV-Konsument. Vielleicht wäre es ja gerechter, dem Ersteren einen anderen Tarif anzubieten. Aber es muss trotzdem eine Flatrate im Angebot sein, auch wenn die mehr kostet, als der eingeschränkte Tarif. Was aber heute angestrebt wird, ist das Ende aller Flatrates.
Das ist wohl eine Definitionsfrage. Es geht wohl bislang nur darum die "nimm soviel du kriegen kannst"-Flatrates abzuschaffen.
Wenn eine HDTV-Flatrate über 100€ kostet, dann ist es aber immer noch eine Flatrate. Nur eben keine allgemeine, sondern ein spezifische.
Eben nicht eine "All-You-Can-eat" sondern eine "All-Pommes-You-can-eat"-Faltrate
bru62 hat geschrieben:Weil wir gerade vom Preis Sprachen. Hier haben wir übrigens eine weitere "rote Haltelinie" unserer Initiative. Wir stehen für faire Preise. Niemand von uns verlangt kostenlose Flatrates für jeden Haushalt. Die Netzteilhabe als Grundrecht kann z.B. auch durch öffentliche kostenlose Surfplätze gewährleistet werden. Die Aufkündigung der Netzneutralität und die Preisbestimmung durch einige wenige Netzbetreiber könnte allerdings zu intransparenten und überhöhten Preisen führen (wie beim Strom zu beobachten). Das lehne ich ab.
Nenne mal einen an der Realität festgemachten akzeptablen Preis
bru62 hat geschrieben:Klar haben die Netzbetreiber einen schiefen Hals, wenn sie beobachten, was Unternehmen wie google oder facebook verdienen, indem sie ihre Leitungen nutzen, ohne dafür zu bezahlen. Das ist der Antrieb für die ganze Diskussion. Und das ist es, was ich mit "vorgeschoben" meine. Die Netzbetreiber wollen etwas vom Kuchen "cloud computing" und "social networking" abhaben. Da sie an die anderen Unternehmen offenbar nicht ran kommen (versucht wird das ja seit Jahren), ...
Sie können auch einfach die Netze insgesamt soweit drosseln, dass diese Angebote für alle nicht mehr erreichbar sind. Das wäre die Kriegserklärung an YouTube & Co. Und den Krieg würden sie, wenn sie sich einig wären, mit links gewinnen.
bru62 hat geschrieben:... sollen nun eben die Nutzer zur Kasse gebeten werden. Dafür wird eben das Recht auf uneingeschränkten Zugang zum Internet (für das wir einstehen) geopfert. Das halte ich für falsch.
Den Nutzer beteiligen und "uneingeschränkter Netzzugang" sind 2 paar Schuhe. Bitte nicht permanent durcheinanderwerfen.
Jemand der Youtube nur als "Mäusekino" und nicht in HDTV schauen kann, ist nicht von der Information nicht abgeschnitten. Er hat nur einen "billigen Platz" und keine "Loge" bekommen.
Und genau an dieser Stelle bitte ich Eure Argumente echt nochmal sauber zu überdenken und zu sortieren.
Ansonsten werdet Ihr nicht ernstgenommen.
Wer "freien Netzzugang" fordert muß ihn klar definieren. Und da gehört eine qualitative beschreibung und ein Preis des Zuganges dazu.
"Alles für nix" (ich übertreibe hier mal ein wenig) geht in der sachlichen Diskussion überhaupt nicht.
Oder soll die GEZ auch auf das Internet ausgedehnt werden