Technische Details von LTE im 800 MHz Bereich

[tjobbe]

Zum Thema 800Mhz Ausbau: ich hab mir mal den Spass gemacht im Rheinland die UKW/DVB-T Standort mit der EMF DB zu vergleichen und ein paar Pappenheimer sind dann sofort aufgefallen (Linz Standortbescheinigungs-Nr.: 450296 Datum der Erteilung: 23.08.2010, Kirchen-Betzdorf - Standortbescheinigungs-Nr.: 450540 Datum der Erteilung: 23.08.2010, Altenkirchen Standortbescheinigungs-Nr.: 450168 Datum der Erteilung: 22.07.2010 und auch Tcom und VF in Diez bzw Limburg etc).

In der Regel sind diese Standorte ja bereits genutzt und sollten daher was ihre moegliche 800Mhz Abdeckung angeht bekannt sein. Man kann die LTE sender eigentlich dadurch gut in der EMF DB identifizieren, dass durch MIMO 2*2 Technik jeweils zwei Antennen in identische Abstrahlrichtung verfügbar sind, die auf nahezu gleichen niveau aufgebaut werden. Dazu sollten sie relativ hoch am Mast angebracht sein, um eine entsprechende Abstrahlung in die Fläche bei hügeligem Gelände zu erreichen

z.B. so was wie hier in Altenkirchen:

Mobilfunk 68.2 200,000 3.75 0.56
Mobilfunk 68.2 320,000 3.78 0.57
Mobilfunk 68.2 80,000 3.78 0.57
Mobilfunk 68.6 200,000 5.78 1.15
Mobilfunk 68.6 320,000 5.63 1.12
Mobilfunk 68.6 80,000 5.74 1.14

Hier gibt es einige mit Foto's und Eigentuemer.

Cheers, Tjobbe

[Nenunikat]

Eine Frage, die sich auch stellt, ist folgende:
Wie weit müssen Basisstationen, welche die gleichen Frequenzen nutzen, auseinanderliegen, damit sie sich und den Upload (Funk vom Kunden) nicht stören.
Hier könnte die größere Reichweite der DD-Frequenzen ab und zu auch mal ein Problem sein, oder etwa nicht?

[Meester Proper]

Die Interferenz sollte erst im städtischen Bereich interessant werden, auf dem Lande sollte das eig. nicht das Problem sein.

[Nenunikat]

Die Interferenz sollte erst im städtischen Bereich interessant werden, auf dem Lande sollte das eig. nicht das Problem sein.

Steht die höhere Reichweite der 800er (DD-) Frequenzen dem nicht im Weg?
Da hilft dann wohl nur Reduzierung der Sendeleistung, oder?
(Womit man dann auch wieder weniger Kunden auf dem Land erreicht - dann wirds ggf. nicht viel besser als der GSM-Empfang (900 MHz) - womit genügend weiße Flecken übrig belieben dürften ...)
...
In den Großstädten sollen doch sicherlich die viel höheren Frequenzen verwendet werden, die eine wesentliche geringere Reichweite haben.
Für manche Fälle allerdings eventuell wohl auch schon wieder zu viel Reichweite - und damit Konflikte mit der nächsten Basisstation mit gleicher Frequenz.

[tjobbe]

@Nenunikat: du kannst heute im Zeitbereich die Frequenzprobleme lösen (Laufzeit, Mimo etc), aber du hast in soweit recht, als dass bei LTE "performance" dafür drauf geht dies auseinander zu rechnen. Bei zukünftigen entwicklungen (LTE V10) wird gerade im Zellenrandbereich durch Mehrantennensystem eine verbesserte Performance im Vergleich zu heute zu erwarten sein.

Das Problem der höheren Frequenz ist nicht unbedingt die Reichweite an sich (mein 5Ghz betreiber sitzt auf dem selben Turm auf dem bei mir LTE wohl installiert wird und kommt damit prima rum). Der unterschied ist hauptsächlich darin zu sehen dass bei höheren Sende/Empfangsfrequenz das verfügbare Spektrum grösser ist (also eher die 2*20Mhz da sind) und dass bei niedrigeren Frequenzen die Ausbreitung gleichmässiger ist und nicht so stark durch die Topologie beeinflusst wird.

Bei höheren Frequenzen ist auch die die indoor Abdeckung schlechter (also ohne Aussenantenne geht da auf die Distanz nix, bei mir bei 5Ghz macht das -20db aus und damit den unterschied zwsichen Empfang und Nichtempfang)

Ich hab im T-com LTE thread einen Link gesetzt auf einen Vortag des BBCC.NRW

Cheers, Tjobbe

[Nenunikat]

@Nenunikat:
...
Der unterschied ist hauptsächlich darin zu sehen dass bei höheren Sende/Empfangsfrequenz das verfügbare Spektrum grösser ist (also eher die 2*20Mhz da sind) ...
...

Du meinst damit sicherlich, dass über die hohen Frequenzen im Vergleich zu den niedrigen Frequenzen mehr Daten gleichzeitig geschickt werden können (also mehr effektive Bandbreite), oder?
...
Was die höhere Reichweite angeht:
Einen Reichweiten-Unterschied müsste es zwischen niedrigen und höheren Frequenzen schon geben, denn sonst müssten beispielsweise die E-Netz-Betreiber (mit der höheren GSM-Frequenz) im Vergleich zu den D-Netz-Betreibern (mit ihrer niedrigeren GSM-Frequenz) zur Abdeckung einer vergleichbaren Fläche nicht ihre Funktürme/Basisstationen öfters setzen.

[tjobbe]

Du meinst damit sicherlich, dass über die hohen Frequenzen im Vergleich zu den niedrigen Frequenzen mehr Daten gleichzeitig geschickt werden können (also mehr effektive Bandbreite), oder?
...

nein, 20MHz Spektrum egal wo sie sind erlauben die selbe Datenübertragung (massgabe immer die Spektrale Effizienz des Codierungsverfahrens), nur ist es einfacher im Bereich 2,6Ghz ein Frequenzband zu finden das es erlaubt 2*20Mhz Frequenzspektrum zu nutzen.

Im 800er DD bereich sind im Moment für alle drei zusammen NUR 60Mhz für Up und download, was eben die mögliche Datenrate deutlich limitiert. Im Bereich 2,6Ghz waren es für alle 140Mhz Spektrum und im Bereich 1,8 und 2Ghz nochmal 180Mhz

LTE Advance und was auch immer danach noch kommt wird vermutlich mit 2*100Mhz Spektrum arbeiten, das bekommst du im 800Mhz nur wenn du alle Fernsehsender abschaltest

Einfache Rechnung

alle 3 anbieter bei 800Mhz können zusammen pro Sektor (Mimo2*2) im Mittel 225Mbps an die Nutzer verteilen
alle 4 Anbieter bei 2600Mhz können zusammen pro Sektor (Mimo2*2) im Mittel 525Mbps an die Nutzer verteilen

Man kann leicht erkennen, dass bei gleicher Nutzerzahl pro Zelle bei 2,6Ghz durchaus aus dreifache des Durchsatzes zu erwarten ist und damit kommt man durchaus auf ein ADSL vergleichbares Niveau. (speziell weil zukünftige verbesserunge Mimo 4*4 und QAM64 die Datenraten nochmal nach oben schrauben)

[tjobbe]

so, jetzt gibt es auch erstmal harte Daten welche Datenraten max bei 800Mhz im DD bereich zu erwarten sind. Im Bereich des Senders Nordhelle wurden ja diese Jahr Messfahrten durchgeführt (meines Wissens war dort ein VF Sender aufgebaut, der in nachbarschaft zum DVB-T sender des WDR aufgestellt wurde).

Hier gibt es mehr Details dazu.

ZUsammengefasst:

Im Bereich bis ca 4-5km sind Spitzenwerte zwischen 30-48Mbps erreicht worden (mit der Massgabe, dass nur ein Benutzer online war...Test mittels eines Vorserienmodems). Wichtiger für die Unterversorgten ist aber was im Bereich bis zu 10km zu erwarten ist und da...schade lieber Unterversorgter Mitbürger hast du mal wieder Pech gehabt

MAx 12Mbps im download bzw gar nichts bei ungünstiger Lage, sprich im Aussenbereich ist ein Sektor schon bei ca 10 simultanen Nutzern im bereich der "garantierten Bandbreite" von ca 1Mpbs pro Nutzer. Realisch sind dann im Aussenbereich eines Senders mit drei Sektorantennen bei Überbuchung von Faktor 20 werden so etwa 600 ANschlüsse mit einem DSL2000 vergleichbaren Durchsatz versorgt werden können

Hier das PDF dazu.

Cheers, Tjobbe

EDIT: netter Seiteneffekt dieser Aufstellung auf der Nordhelle ist, dass in bestimmten Bereich in der Nähe des Sender kein LTE empfang möglich war da DVB etwas zu laut war, sprich wg des höheren DVB-T Pegels war das LTE Signal nicht zu detektieren.

[robse]

ich versuche wenigstens mit dem Grinsen aufzuhören... Im Grunde bestätigt das doch alle bisherigen technischen Vermutungen/Glaskugelblicke.

[...]Störungen durch LTE-Endgeräte während des Feldmessbetriebs können vermieden werden, indem deren Aufstellorte nicht in der Nähe von DVB-T-Empfangsantennen gewählt werden. [...] Man defniere "Nähe" 1m? 10m? Am Rande einer 15Km-LTE-DD-Zelle 100m?

Danke nochmals an die Links bzw. die Tech-Doks.

[tjobbe]

Zum dem Thema "Vertäglichkeit" noch das hier aus einem IRT/WDR Vortrag bei der EBU

Base station max in block EIRP:

- 64 dBm rural (5 MHz)

- 56 dBm urban (5 MHz)

- higher in „certain“ cases

also dürfte im "Ländlichen Bereich" durchaus mehr als 2kW Leistung verwendet werden daher auch die Einschätzung des WDR dazu:

Broadcasters’ View

Licensing Conditions (800 MHz Band)

- No protection criteria defined for beginning of operation (exept BS parameters)

- No concrete proceeding to deal with possible interferences

- No protection beyond CEPT report 30

- No mitigation techniques (reference to report 30)

- No provisions for the protection of portable DVB-T reception (reference to report 30)

- No protection ratios (LTE-> DVB-T) for the assessment of compatibility

=> legal action pending

Cheers, Tjobbe

[robse]

Wenn alle Privaten sich zurückziehen ist das für DVB-T nutzbare Band dann ja ausreichend frei

Siehe heise-newsticker - "RTL beendet DVB-T-Ausstrahlung in Nürnberg": [...]Das Unternehmen musste den Sendeplatz bei 834 MHz räumen, um dem UMTS-Nachfolger LTE (Long Term Evolution) Platz zu machen [...]

[Meester Proper]

Zum dem Thema "Vertäglichkeit" noch das hier aus einem IRT/WDR Vortrag bei der EBU

Das Informationszentrum Mobilfunk e. V. hat bereits im Sommer 2010 eine Pilotstudie zu den LTE-Mobilfunkfeldern beim Institut für Mobil- und Satellitenfunktechnik (IMST) in Auftrag gegeben. Untersucht werden insgesamt sieben LTE-Sendeanlagen, davon fünf im Testbetrieb in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, sowie zwei LTE-Sendeanlagen in Brandenburg und Bayern im realen Pilotbetrieb.

Innerhalb der Studie wird untersucht, wie weit die Grenzwerte im Nahbereich durch LTE-Sendeanlagen ausgeschöpft werden. Dafür wurde veranlasst, dass über die LTE-Sendeanlagen nur ein geringes Verkehrsaufkommen abgewickelt wird. Danach werden die Messdaten auf eine maximal mögliche Vollauslastung der LTE-Anlagen hochgerechnet. Dadurch soll eine zuverlässige Abschätzung der künftig zu erwartenden Immissionen möglich sein, erklärt Dr. Christian Bornkessel, Projektleiter beim IMST.

Die gewonnen Ergebnisse präsentiert das IZMF am 10.11.2010 in München im Rahmen einer Pressekonferenz. Die Messergebnisse und ihre Bewertung aus technischer und biologischer Sicht wie auch alle Informationen zum Messverfahren stehen nach Abschluss der Messreihe unter http://www.IZMF.de zum Download bereit.

"Das Informationszentrum Mobilfunk (IZMF)" ist ein ein eingetragener, gemeinnütziger Verein, der von den Mobilfunknetzbetreibern gegründet worden ist.

Quelle: Pressemitteilung des IZMF vom 11.10.2010

[Meester Proper]

Die Messwerte stehen nun bereit. Hier geht es zum entsprechenden News-Beitrag von geteilt.de.

[Dino75195]

tja als hätten wir es nicht gewusst, ich musste auch grinsen als ich das gelesen habe! LTE ist die Lösung... -> jaja

Wann treff ich mal wieder meine Freund vom Bundeswirtschaftsministerium, dem werd ich das unter die Nase halten

[Hohndorfer]

Was mich mal interessieren würde, gibt es denn schon Fotos von Hardware wie Antennen, Antennenstationen, Funkzellen oder Modems und der gleichen?
Bisher habe ich davon noch überhapt nichts gesehn...