bru62 hat geschrieben: Warum ihr dann aber in Thüringen den gleichen irrigen Weg geht und MOBIL-Funk als Festnetzersatz in die Strategie aufnehmt, erschließt sich mir nicht.
Nirgendwo steht geschrieben, dass (Mobil-)Funk als Festnetzersatz herhalten soll. Es ist ergänzend, und wo noch kein Festnetz verfügbar, da ist es auch alternativlos. Aber es ist kein Substitut, da es das technologisch schon garnicht sein kann.
"Ohne Moos nix los."
Thüringen ist nicht BaWü oder Bayern sondern spielt finanziell in der Kreisklasse. Also müssen wir bei allem etwas kleinere Brötchen backen.
Daher ist eine 2 MBit/s-versorgung über LTE besser als eine ISDN-Versorgung, insbesondere wenn sie ohne zusätzliche Fördermittel zustande kommt.
Und wer wenig Geld hat, der wird es dahin tun, wo "von alleine" überhauptnichts passiert. Wie sagte ein alternativer Anbieter letztens so schön: "Wir tragen unser Wasser in die Wüste, wo man auch für einen Schluck schon dankbar ist."
Und wer die Breitbandstrategien (egal welche) richtig liest, der wird feststellen, das da nirgendwo etwas von Videostreaming oder HDTV steht. Da steht bestenfalls etwas von GRUNDVERSORGUNG. Und allein diese flächendeckend hinzubekommen ist schon schwierig genug. Insbesondere in Thüringen, da hier viele negative, die Kosten hochtreibenden Aspekte zusammenkommen, die man in anderen Ländern weniger hat.
Thüringen ist mit seinen 2,1 Mio EW eines der Bevölkerungsärmsten, und zusätzlich noch eines der kleinteiligst strukturierten Bundesländer, gemeinsam mit Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern. (Über 70% aller Gemeinden haben in Thüringen weniger als 2.000 EW = < 1.000 HH und die sind zudem noch auf mehrer Orte verteilt)
Das ist das schlimmste, was einem bezüglich Kommunikationsnetzausbau passieren kann. Und wenn dann noch die vorhandene topographisch/geologische Struktur dazukommt , wo man nicht wie in Brandenburg die Kabel mit der Harke in den Sand einharken kann
, oder wie in Mecklenburg-Vorpommern, wo das Land so flach ist, dass man Freitag schon sieht, wer Montag zu besuch kommt
, dann hat man eine Aufgabe von stattlichem Ausmaß zu stemmen.
Und auch Fördermittel werden vom Bund immer noch nach einem pro-Kopf-Schlüssel auf die Bundesländer verteilt, und nicht nach objektiver Bedarfslage, weswegen in Thüringen auch immer nur ein Tropfen für den heißen Stein ankommt.
Unter diesen Rahmenbedingungen kann man schon froh sein, dass es einen LTE-Ausbau geben wird, der zumindest in punkto Grundversorgung eine Linderung der Problemlage ermöglicht.
Wie schon jemand an andere Stelle geschrieben hatte, ist ein flächendeckender FTTH-Ausbau von den TK-Unternehmen ohnehin nicht kurzfristig realisierbar, da ihnen dafür objektiv nicht genügend Mittel zur Verfügung stehen (selbst unter Außenvorlassung der eigene wirtschaftlichen Betrachtung).
Also kann es nur um einen stufenweisen langfristigen Ausbau gehen.
Genauso wie beim Bau von Autobahnen oder ICE-Trassen, die auch mehrere Jahre benötigen und danach nur ein kleine Anzahl von Orten anbinden.
Die Alternative wäre (Autofahrer werden mich dafür steinigen) z.B. 2 Jahre lang bundesweit keine einzige Strasse mehr zu bauen und sämtliches Geld in den FTTH-Ausbau zu stecken. Da hätte man die benötigten Milliarden schnell zusammen. (z.B. sind das rd. 6 Mio Baukosten für 1 km Autobahn)
Oder "Städtebaumittel" die für den Abriss von Gebäuden verwendet werden sollen (sowas nennt sich "Stadtumbau") zu verwenden, um lieber für die Gebäude die stehen bleiben sollen ordentliche Anschlüsse zu legen.
Oder anstatt den Dorf oder Marktplatz aus Fördermitteln historisch korrekt in Granit oder Basalt zu pflastern lieber für das Geld Glasfaser unten drunter zu legen.
Und so weiter und so fort ...
Ihr werdet zustimmen, dass da schnell viel Geld zusammenkäme. Gleichzeitig aber auch viel Gegenwehr von den jeweils "Betroffenen", die dann auf dieses Geld verzichten müßten.