Seite 1 von 2

Frequenzauktion droht zum Debakel zu werden

BeitragVerfasst: 07.12.2009 17:00
von bru62
Das Portal inside-handy.de berichtet heute unter Berufung auf das Handelsblatt, dass die für 2010 geplante Versteigerung der Rundfunkfrequenzen für die Staatskasse zum Debakel werden könnte. Es mit inzwischen mit weniger als 2,5 Millionen Euro Erlös gerechnet.

Gruß

Re: Frequenzauktion droht zum Debakel zu werden

BeitragVerfasst: 07.12.2009 20:32
von essig
bru62 hat geschrieben:Es mit inzwischen mit weniger als 2,5 Millionen Euro Erlös gerechnet.

milliarden ;)

in dem jahr bekommt der bund dann also vermutlich nicht nur eine milliarde telekom dividende sondern 2,5 milliarden aus den frequenzen. von diesen 3,5 milliarden fließen dann vielleicht zwei drei prozent zurück in die breitbandförderung.

Re: Frequenzauktion droht zum Debakel zu werden

BeitragVerfasst: 16.04.2010 15:26
von bru62
Kann man schon von einem Fiasko sprechen? Nach 34 Bieterrunden steht die Summe der Gebote bei reichlich 180 Millionen Euro. Für die DD-Frequenzen wurden knapp 80 Millionen geboten. Da ist noch reichlich Luft zu den 2,5 Mrd.

Gruß

Re: Frequenzauktion droht zum Debakel zu werden

BeitragVerfasst: 17.04.2010 11:30
von essig
das ist wirklich schwer zu sagen aber ich denke schon, dass man in den milliardenbereich vordringen wird. im moment läuft es zwar wirklich sehr schleppend aber je weiter die auktion voran schreitet desto größer wird wohl die differenz zwischen den geboten. hängt wohl auch davon ab wie lange e-plus den preis nach oben treibt ehe sie aussteigen. ist naturgemäß alles sehr spekulativ. was schätzen die anderen? milliarde ja oder nein?

kostet die digitale dividende zu wenig dann wird man die versorgungsverpflichtung (wenn man das so bezeichnen kann) weniger ernst nehmen und geht es in den milliardenbereich dann dürfte auch dem letzten klar geworden sein, dass es nie um die versorgung der ländlichen räume ging sondern um 4G und LTE. für die ländlichen räume hat sich 10 jahre niemand interessiert und nun plötzlich sollen auf gewinnmaximierung gedrillte konzerne milliarden bezahlen um dies zu dürfen? aber man räumt ja bereits ein, dass man auch ein wenig interesse an den ballungsräumen hat ;)

Re: Frequenzauktion droht zum Debakel zu werden

BeitragVerfasst: 18.04.2010 00:06
von bkt
essig hat geschrieben: für die ländlichen räume hat sich 10 jahre niemand interessiert und nun plötzlich sollen auf gewinnmaximierung gedrillte konzerne milliarden bezahlen um dies zu dürfen?


Neu ist dabei nur, dass der allgemeine Mobilfunkmarkt voll gesättigt ist und mit telefonieren und smsen keine Zuwächse mehr möglich sind.
Anders im Segment hochbitratiger Datenübertragungen, das erst im Kommen ist. Spätestens seit die Smartphones (iPhone und Co.) beginnen, die Netze "zuzumachen" ist ein Umsteuern bei den Mobilfunkern festzustellen. Damit dürften bald allein darüber z.B. die Datenmengenbegrenzungen nach oben aufgehen müssen.
Und die meisten bisher noch nicht vergebenen Kunden sitzen nunmal auf dem Lande ...

Den Mobilfunkern bleiben also zwei Optionen:

1. Verteilungskämpfe um die Marktaufteilung der bereits gebundenen Kunden (permanente Wechsel über Dumpingpreise o.ä.) - unsichere Kunden
2. Gewinnung neuer Kunden durch Erweiterung des Verbreitungs/Vertriebsgebietes in den ländlichen Raum hinein - sichere Kunden

Re: Frequenzauktion droht zum Debakel zu werden

BeitragVerfasst: 18.04.2010 08:47
von bru62
bkt hat geschrieben:Und die meisten bisher noch nicht vergebenen Kunden sitzen nunmal auf dem Lande ...

Na, das glaube ich aber nicht. Es geht darum, mobile Internetdienste zu vermarkten. Ob die hauptsächlich auf dem Land nachgefragt werden, erscheint mir zumindest zweifelhaft. Auch in der Stadt ist die Penetration an Smartphone und Netbook noch so, dass eine Steigerung erhebliche Gewinne verspricht.

Insofern ist die nachfolgende Alternativenfeststellung auch nicht richtig. Neue Kunden für dieses Marktsegment lassen sich noch am ehesten in Ballungsräumen finden. Und das macht man natürlich auch über den Preis. Man muss -glaube ich- immer mal wieder daran erinnern: Mobilfunk ist kein Festnetzersatz. Er wurde nicht dafür erfunden und wird auch nie ein solcher werden.

Aber warten wir mal ab. Ich finde, die Meinungen sind ausgetauscht. Es gibt diejenigen, die glauben an die Wirksamkeit der Frequenzauktion für die flächendeckende Versorgung und führen entsprechende Argumente ein. Und es gibt die kritischen Stimmen, die ebenfalls ihre Argumente vorgebracht haben und damit begründen, dass ein Glauben an die Versprechungen der Politik und Wirtschaft verfehlt wäre. Die Zukunft wird zeigen, wer am Ende Recht hatte.

Gruß

Re: Frequenzauktion droht zum Debakel zu werden

BeitragVerfasst: 18.04.2010 22:08
von bkt
bru62 hat geschrieben:
bkt hat geschrieben:Und die meisten bisher noch nicht vergebenen Kunden sitzen nunmal auf dem Lande ...

Na, das glaube ich aber nicht. Es geht darum, mobile Internetdienste zu vermarkten. Ob die hauptsächlich auf dem Land nachgefragt werden, erscheint mir zumindest zweifelhaft.


Insbesondere aus der Wirtschaft werden zunehmend Mobilität UND Erreichbarkeit gleichzeitig verlangt.
Wenn also z.B. die Servicetechniker für Kopierer auf dem flachen Land sitzen und in der Garage ihr Ersatzteillager haben, welches per UPS nachbestückt wird und die Bestellung über das firmeneigene SAP-System erfolgen muß, dann sitzen die Kunden auf dem Land. Und zwar sogar die vegleichsweise gut zahlenden kommerziellen Kunden.

Die Servicetechniker, die ich kenne haben ihren Diagnose-Laptop dabei, der zwingend auf eine I-Net-Verbindung angewiesen ist, um den Fehler überhaupt diagnostizieren zu können.

Nur mal so als Beispiel ...

Re: Frequenzauktion droht zum Debakel zu werden

BeitragVerfasst: 19.04.2010 12:48
von Nenunikat
bkt hat geschrieben:
bru62 hat geschrieben:
bkt hat geschrieben:Und die meisten bisher noch nicht vergebenen Kunden sitzen nunmal auf dem Lande ...

Na, das glaube ich aber nicht. Es geht darum, mobile Internetdienste zu vermarkten. Ob die hauptsächlich auf dem Land nachgefragt werden, erscheint mir zumindest zweifelhaft.

Insbesondere aus der Wirtschaft werden zunehmend Mobilität UND Erreichbarkeit gleichzeitig verlangt.
Wenn also z.B. die Servicetechniker für Kopierer auf dem flachen Land sitzen und in der Garage ihr Ersatzteillager haben, welches per UPS nachbestückt wird und die Bestellung über das firmeneigene SAP-System erfolgen muß, dann sitzen die Kunden auf dem Land. Und zwar sogar die vegleichsweise gut zahlenden kommerziellen Kunden.
Die Servicetechniker, die ich kenne haben ihren Diagnose-Laptop dabei, der zwingend auf eine I-Net-Verbindung angewiesen ist, um den Fehler überhaupt diagnostizieren zu können.
Nur mal so als Beispiel ...

Natürlich wird immer öfters von verschiedenen Seiten (Lehre, Schule, Beruf, Behörden inkl. das beschriebene Beispiel) erwartet, dass eine ordentliche Internet-Verbindung vor Ort vorhanden ist. Und dass überhaupt der Mobilfunk geht. Beides ist aber stellenweise nicht gegeben und genau deshalb werden verschiedene Gebiete richtiggehend von der aktuellen Entwicklung abgehängt. Die Mobilfunkunternehmen bzw. TK-Unternehmen interessiert es aber immer noch herzlich wenig, ob es da soundsoviel Prozent (potentielle) Kunden gibt, die auf Breitband usw. bis auf Weiteres verzichten dürfen ...
Einen wirklichen Grund, außer dem Zwang, ist für die Mobilfunkunternehmen bzw. TK-Unternehmen in Bezug auf den Breitband-Aufbau nicht zu erkennen.

Re: Frequenzauktion droht zum Debakel zu werden

BeitragVerfasst: 19.04.2010 20:49
von just4fun
Nenunikat hat geschrieben:Einen wirklichen Grund, außer dem Zwang, ist für die Mobilfunkunternehmen bzw. TK-Unternehmen in Bezug auf den Breitband-Aufbau nicht zu erkennen.


Eigentlich sind ja auch Haushaltsanschlüsse kommerzielle Nutzungen, denn wenn der Kunde die teuere Shop-Software nicht nutzen kann, weil er selbst keinen ordentlichen Anschluss hat, dann braucht auch die Firma kein Internetangebot bereitzuhalten und damit keine Standleitung dafür.

Und da die beiden Großen Mobilfunkanbieter inzwischen auch Festnetzanbieter sind und Einer von den beiden Kleinen mit Kabel Deutschland Kooperiert, fällt mit der nicht vorhandenen Mobilen Anbindung der Kunden auch der Bedarf für die Festnetzanbindung (zumindest teilweise) weg.

Insofern ist die Funkanbindung "nur" das andere Ende vom Kabel ;-)

Ist wie beim telefonieren. Klappt nur, wenn auch am anderen Ende einer abnehmen kann. ;-)

Re: Frequenzauktion droht zum Debakel zu werden

BeitragVerfasst: 20.04.2010 13:35
von Nenunikat
just4fun hat geschrieben:...
Und da die beiden Großen Mobilfunkanbieter inzwischen auch Festnetzanbieter sind und Einer von den beiden Kleinen mit Kabel Deutschland Kooperiert, fällt mit der nicht vorhandenen Mobilen Anbindung der Kunden auch der Bedarf für die Festnetzanbindung (zumindest teilweise) weg.
Insofern ist die Funkanbindung "nur" das andere Ende vom Kabel ;-)
Ist wie beim telefonieren. Klappt nur, wenn auch am anderen Ende einer abnehmen kann. ;-)

Tut mir leid, diese Sätze sind mir nicht verständlich:
Es gibt ja genug Kunden, die Breitband sowohl über Kabel sowie über Funk nutzen können, weil verfügbar.
Aber dies sind zumeist (aber auch nicht immer) Kunden aus den Ballungsgebieten.
Wenn man schon keine mobile Anbindung hat, wäre eine stationäre, kabelgebundene um so wichtiger.
Andersherum könnte, wenn keine stationäre, kabelgebundene Anbindung vorhanden ist, eine mobile Anbindung wenigstens erst mal als "Notlösung" herhalten.
Für genügend Betroffene ist aber noch nicht mal eine halbwegs vernünftige "Notlösung" vorhanden, wenn man sich die aktuellen Internet-Breitband-Angebote ansieht ...

Re: Frequenzauktion droht zum Debakel zu werden

BeitragVerfasst: 20.04.2010 20:14
von just4fun
Nenunikat hat geschrieben:Es gibt ja genug Kunden, die Breitband sowohl über Kabel sowie über Funk nutzen können, weil verfügbar.


Dieses Wirtschaftssystem lebt aber vom Zuwachs. Das ist zwar Schwachsinn, aber gelebter ...
Nur den Bestand halten, ist kein Erfolg.
Wer "nur" genausogut ist wie im Vorjahr und Umsatz und Gewinn nicht steigert, wird regelmäßig von seinen Aktionären abgestraft.
Und die neuen Kunden wollen Datentransfer und leben auf dem Land.
Der restliche "normale" Mobilfunkmarkt ist gesättigt versorgt, da sind keine Zuwachsraten mehr drin.

Und viel wichtiger. In der Großstadt bei Datenübertragung gegen FTTH "anstinken" zu wollen ist hoffnungslos. Auf dem Land dagegen gegen DSL-light & ISDN anzutreten eine leichte Übung.

Re: Frequenzauktion droht zum Debakel zu werden

BeitragVerfasst: 20.04.2010 20:50
von essig
bkt hat geschrieben:Und die meisten bisher noch nicht vergebenen Kunden sitzen nunmal auf dem Lande ...

Den Mobilfunkern bleiben also zwei Optionen:

1. Verteilungskämpfe um die Marktaufteilung der bereits gebundenen Kunden (permanente Wechsel über Dumpingpreise o.ä.) - unsichere Kunden
2. Gewinnung neuer Kunden durch Erweiterung des Verbreitungs/Vertriebsgebietes in den ländlichen Raum hinein - sichere Kunden

mag an mir liegen aber für mich ist das eine schwer nachvollziehbare "analyse". 4G steht vor der tür also wachstum satt und anzunehmen die mobilfunkkonzerne würden sich hierbei auf den ländlichen raum konzentrieren ist absolut abwegig. ich will nicht sagen, dass dort nicht auch ausgebaut werden wird aber eben später, schlechter und nicht flächendeckend.

und selbst wenn, dann hätte dies immer noch nicht viel mit breitbandversorgung zu tun.

die versteigerung liegt übrigens momentan bei über einer drittel milliarde.

Re: Frequenzauktion droht zum Debakel zu werden

BeitragVerfasst: 20.04.2010 21:21
von bkt
essig hat geschrieben:die versteigerung liegt übrigens momentan bei über einer drittel milliarde.

Die Hälfte davon würde für eine wirtschaftliche "Verglasung" von Thüringen reichen ;-)

Re: Frequenzauktion droht zum Debakel zu werden

BeitragVerfasst: 21.04.2010 11:01
von essig
die halbe milliarde ist erreicht, davon allein 400 millionen für die digitale dividende. wer jetzt immer noch glaubt es ginge um die versorgung der ländliche räume, dem ist dann auch nicht mehr zu helfen.

nachtrag: nun schon 825 millionen...

Re: Frequenzauktion droht zum Debakel zu werden

BeitragVerfasst: 21.04.2010 12:14
von bkt
Je teurer die Frequenzen werden, desto eher müssen die Erwerber in den Ausbau des ländlichen Raum gehen.
Nur so können sie schnellstmöglich die Frequenzen auch in den Ballungszentren nutzen, wo sie sich ihre Versteigerungskosten wieder zurückholen können.