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Debatte um „Digitale Dividende“

BeitragVerfasst: 29.07.2009 17:50
von bru62
Das Portal Infosat bringt am 30.07.2009 unter dem Titel: „Es kann nicht Absicht der Bundesregierung sein, Kollateralschäden in Kauf zu nehmen“ ein Interview mit Axel Sihn, stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Satellit & Kabel im ZVEI.

Angesichts vieler offener Probleme würde sich die "digitale Dividende", die allein auf den Druck der Mobilfunkunternehmen hin vergeben werden soll, gegenwärtig eher in eine "digitale Bürde" wandeln. Es sei nicht einzusehen, warum mit der Frequenzversteigerung vollendete Tatsachen geschaffen werden, ohne vorher offen die Probleme (vor allem Störungen beim Rundfunk- und Fernsehempfang) zu besprechen. Vor dem Einsatz der Frequenzen müsse Vorsorge getroffen werden, z.B., indem alle betroffenen Geräte einer unabhängigen Prüfung unterzogen werden.

Als mögliches Kompromissszenario stellt sich Axel Sihn vor:

Neben den bereits erwähnten Vorsorgemaßnahmen könnte ein mögliches Szenario die selektive Einführung der Funklösungen nur in unterversorgten Gebieten ohne alternative Breitbandversorgung sein. Dies würde mögliche Störungen und Folgekosten überschaubar halten.


Ob die Mobilfunkunternehmen daran wohl Interesse haben? Obwohl: Joussen spricht ja von nichts anderem. Also, Vodafone: Farbe bekennen!

Gruß

Re: Debatte um „Digitale Dividende“

BeitragVerfasst: 07.10.2009 17:11
von bru62
Am 12. Oktober will der Beirat der BNetzA über die Versteigerung der DD-Frequenzen entscheiden. Bereits vorige Woche hatte sich dazu der VATM zu Wort gemeldet. Nun legt als nächstes der Verband Privater Rundfunk und Telemedien e. V. (VPRT) mit einem offenen Brief an Beiratschef Junghanns nach (veröffentlicht bei portel.de). Darin werden vor allem die ungeklärten Fragen hinsichtlich der zu erwartenden Störungen des DVB-T-Betriebes und der drahtlosen Mikrofone angemahnt. "Noch ist der Flächenausbau durch die potenziellen Frequenzerwerber auch nur ansatzweise in Sicht. Vielmehr wandeln sich hehre Versprechungen seitens der Mobilfunkkonzerne inzwischen in realistischere Aussagen - dies sollte die Politik eigentlich alarmieren.", heißt es im Brief. Und weiter: "Alle Probleme sollen "auf dem Weg" gelöst werden. Dieses Risiko, das Verbraucher und Sender gleichermaßen trifft und von Beteiligten hinsichtlich der Kosten auf erhebliche dreistellige Millionen Euro-Beträge taxiert wurde, darf sehenden Auges nicht durch eine übereilte Einleitung des Versteigerungsverfahrens realisiert werden." Der VPRT fordert erneut eine Aussetzung der Versteigerung bis zur endgültigen Klärung der offenen Fragen.

Gruß

Re: Debatte um „Digitale Dividende“

BeitragVerfasst: 09.10.2009 15:54
von bru62
Es gibt weitere Wortmeldungen in der Debatte um die Versteigerung der DD-Frequenzen:

Einem Bericht von zeit-online.de unter Bezug auf die FAZ (Samstagausgabe) zufolge hat EU-Kommissarin Reding Zweifel angemeldet, ob die Versteigerung mit EU-Recht vereinbar wäre. Es wird mit einem Verfahren gedroht, wenn nicht o2 und e+ mehr vom Kuchen ab bekämen. Die BNetzA wolle nun das Schreiben prüfen und zu "gegebener Zeit" den Inhalt bewerten.

O2 selbst hat, wie bereits e+, mit einer Klage gedroht, wenn wie vorgesehen, die D-Netz-Betreiber bei der Versteigerung bevorzugt werden. Das berichtet heute teltarif.de.

Man muss sich wundern, dass Joussen von Vodafone sich noch nicht großmäulig in die Debatte eingebracht hat. Sonst war er doch nicht um große Ankündigungen verlegen. :?

Gruß

Re: Debatte um „Digitale Dividende“

BeitragVerfasst: 09.10.2009 16:14
von Haupti76
Es sieht ganz so aus, als würde es nicht nur an der Technik scheitern. Aber wie schon einige voraus gesagt haben, es ist und bleibt eine Totgeburt!

Re: Debatte um „Digitale Dividende“

BeitragVerfasst: 09.10.2009 20:55
von Alb-Maulwurf
"Joussen wir haben ein Problem!" (muss man halt ein wenig lispeln, dann passts)

Re: Debatte um „Digitale Dividende“

BeitragVerfasst: 09.10.2009 23:19
von essig
Alb-Maulwurf hat geschrieben:Joussen wir haben ein Problem!

:lol: :lol: :lol:

Haupti76 hat geschrieben:Aber wie schon einige voraus gesagt haben, es ist und bleibt eine Totgeburt!

die frequenzen aus der digitalen dividende sind schon recht wertvoll und dementsprechend begehrt. deshalb hat man ja auch die immer funktionierende "wir versorgen den ländlichen raum" karte gezogen und ignoriert probleme mit funk-audiotechnik, dvb-t, kabel-tv set-top-boxen und was auch immer. die frequenzen an sich sind also keine totgeburt, die hoffnung man wird damit kurz- bis mittelfristig die ländlichen räume mit adäquaten breitbandanbindungen versorgen hingegen schon.

Re: Debatte um „Digitale Dividende“

BeitragVerfasst: 10.10.2009 13:26
von bru62
Einen schönen zusammenfassenden Beitrag zum Thema bringt heute das Hamburger Abendblatt. Darin ist auch die Meinung von Vodafone zu finden:

Abendblatt hat geschrieben:"Wir brauchen zwei Pakete, um wirtschaftlich arbeiten zu können", sagt Vodafone-Sprecher Kuzey Esener. Schließlich sei die Idee, ländliche Gemeinden über Funk mit schnellem Internet zu versorgen, von seinem Unternehmen mit erdacht worden.


Gruß

Re: Debatte um „Digitale Dividende“

BeitragVerfasst: 10.10.2009 15:06
von Haupti76
essig, genau deinen letzteren meinte ich auch. vielleicht drücke ich mich auch manchmal ungenau aus.
den ländlichen raum sehe ich damit in nächster zeit nicht versorgt. es werden wohl hier und da ein paar flecken versorgt, aber wird
sich das soweit es geht auf die ballungsgebiete konzentriert. schließlich muß es ja wirtschaftlich sein. ;)

Re: Debatte um „Digitale Dividende“

BeitragVerfasst: 10.10.2009 20:29
von essig
Vodafone-Sprecher Kuzey Esener hat geschrieben:Wir brauchen zwei Pakete, um wirtschaftlich arbeiten zu können

4 betreiber aber nur 6 pakete... so eine scheiße. dann kann man auch gleich jeweils 3 an vodafone und telekom geben aber wo bleibt dann der gewünschte wettbewerb? absprachen sind somit vorprogrammiert aber nun ja. von den kleineren anbietern braucht man gar nicht erst reden.

egal ob mobilfunk oder festnetz, ein echter wettbewerb auf netzebene ohne regulierung bleibt schwierig. warum dann nicht gleich EIN festnetz und EIN mobilfunknetz welches alle anbieter entsprechend der nutzung finanzieren? bei allem sinn für wettbewerb und marktwirtschaft muss die frage erlaubt bleiben ob 4-6 parallel betriebene mobilfunknetze, kabelnetze und festnetze sinn machen.

bru62 hat geschrieben:Einen schönen zusammenfassenden Beitrag zum Thema bringt heute das Hamburger Abendblatt.

aber auch dort wird wieder angenommen die versteigerung der frequenzen hätte primär etwas mit dem "Kampf um das schnelle Internet auf dem Land" zu tun.

Re: Debatte um „Digitale Dividende“

BeitragVerfasst: 12.10.2009 15:51
von bru62
Der Beirat der BNetzA hat heute einer bei portel.de veröffentlichten Pressemitteilung den Weg zur Auktion im Frühjahr 2010 freigemacht. Beiratsvorsitzender und (Noch-)Wirtschaftsminister Brandenburgs Junghanns nannte es einen "Meilenstein für die Versorgung des ländlichen Raums mit schnellem Internet." und weiter "Die Politik hat sich die Tilgung der Weißen Flecken zum Ziel gesetzt. Mit dem heutigen Tag haben wir dabei einen deutlichen Schritt nach vorn gemacht".
Wir werden sehen.

Der EU-Vorstoß zu mehr Wettbewerbsgerechtigkeit wurde übrigens brüsk zurück gewiesen: "Der Beirat zeigte sich befremdet über den Versuch der EU-Kommission, Einfluss auf die Entscheidung zu nehmen, ohne dass dafür eine Rechtsgrundlage besteht.", heißt es in der Mitteilung.

Gruß

Re: Debatte um „Digitale Dividende“

BeitragVerfasst: 14.10.2009 15:42
von Haupti76
Heute berichtet das DSL-Magazin über die Versteigerung der DD. Mich stört da aber ein unschönes Wort: "Bauern-DSL"
Berichtet wird über die Bedenken von Frau Viviane Reding.


http://www.dsl-magazin.de/news/eu-fuerc ... 27094.html



Gruß

Re: Debatte um „Digitale Dividende“

BeitragVerfasst: 14.10.2009 16:25
von bru62
Haupti76 hat geschrieben:Mich stört da aber ein unschönes Wort: "Bauern-DSL"

Ist offenbar ein gern gewähltes Sujet. Besonders der Springerpresse. Ich glaube, sonst wählt das die "Zeit" immer, wenn sie über die Breitbandversorgung im ländlichen Raum berichtet. man findet das scheinbar witzig. Ich halte es einfach für dümmlich und geistlos. Aber, nun ja. Scheinbar wird es jetzt auch noch von anderen kolportiert.

Gruß