Ja, auch von mir erstmal herzlich willkommen hier. Es ist schön, dass sich mal ein direkter Erfahrungsträger meldet.
Nun zu den hier durchaus bestehenden Vorbehalten gegen die DD: Es geht sicher dabei allen nicht darum, etwas mies zu machen. Wir haben schon vor einiger Zeit ein Positionspapier zum Thema veröffentlicht, in dem es ganz klar heißt, dass wir die großen Potenziale der DD erkennen und gut heißen. Dabei bleibt es auch heute noch. Auch wenn das Papier wegen der Entwicklungen der letzten Wochen dringend überarbeitungsbedürftig ist. Es wäre schön, wenn du mit deinen Erfahrungen dazu beitragen könntest. Was uns aber umtreibt, ist das falsche Spiel, welches Mobilfunkunternehmer und Politik offenbar treiben. Trotz der großen Potenziale der DD wird es sicher nicht die von vielen heute beschworene Lösung für den ländlichen Raum sein. Das wäre technisch gar nicht möglich. Wer es schwarz auf weiß lesen will, dem empfehle ich die 1A-Studie von
Goldmedia und Mugler. Auch zu Wittstock steht da was drin: "Wird eine Basisdatenrate pro Nutzer von 1Mbps zu Grunde gelegt, können im diesem Versorgungsbereich nur 60 Teilnehmer die BB-Übertragung nutzen. Das bedeutet, von den ca. 10.000 Einwohnern der Stadt profitieren nur 0,6 Prozent von der Breitbandversorgung." Und zum Fazit der Untersuchung: "Zusammenfassend ist festzustellen, dass hohe Basisdatenraten pro Nutzer sowohl sehr kleine Standortzellradien als auch die Nutzung mehrerer Frequenzen pro Standort sowie eine große Anzahl von Einzelstandorten erfordern." D.h. wohl nichts anderes, als dass mit den Frequenzen nur wirklich dünn besiedelte Gegenden (mit Einwohnerdichten unter 50/km²) wirtschaftlich günstig zu versorgen sind. In allen anderen (stärker besiedelten Regionen, z.B. in Westsachsen) nutzt die DD nichts. Hier können auch höhere Frequenzen eingesetzt werden, die bereits zur Verfügung stehen. Und das ist für uns der Dreh- und Angelpunkt. Es wäre bereits jetzt möglich, per Mobilfunk auch unterversorgte Gegenden zu "bedienen". Dies erfolgt aus wirtschaftlichen Gründen nicht. Es erschließt sich mir nicht, warum ausgerechnet jetzt die Investition erfolgen soll. Das ständige gebetsmühlenartig Wiederholen, nur durch die DD sei man in der Lage, den ländlichen Raum zu versorgen, muss doch aufhorchen lassen. Und haben wir nicht genügend Grund zur Vorsicht? Haben wir nicht all das schon mehrmals erlebt? Denk bitte an den Hype um Powerline oder um Wimax. Dies alles ist Grund für unsere Kritik. Es geht also nicht um Miesmacherei, sondern um Wahrhaftigkeit. Im Übrigen wollen wir auch nicht, dass mit recht großen Investitionen ein weiterer Fortbestand bzw. gar eine Vertiefung der digitalen Kluft in Kauf genommen wird. Denn während anderswo längst die 100 Mb/s in Angriff genommen werden, plant man mit der DD Bandbreiten von 2 Mb/s (die "Fünf", die Joussen ins Gespräch gebracht hat, halte ich persönlich für PR-Geschwätz). Hier gilt es gegenzusteuern. Da sind wir uns durchaus auch mit Wissenschaftlern einig. Jetzt muss der Hebel umgelegt werden für nachhaltige Lösungen, sonst werden wir nie aus dem Knick kommen.
Es ist sicher so, dass bei eurem Pilotprojekt mit nur wenigen Teilnehmern alles gut funktioniert. Die Überbuchung wird nicht so stark hemmend empfunden, wie in anderen Gebieten mit Mobilfunkversorgung (z.B. Johanngeorgenstadt). Aber ich denke, nach Abschluss des Piloten wird sich herausstellen, was wirklich von dem Verfahren zu erwarten ist. Nun gut, vielleicht gibst du uns ja noch ein paar Details bekannt. ich würde mich freuen, wenn wir damit der Diskussion neuen Schwung geben könnten.
Gruß