Ich habe zwei Netze ausgiebig testen können, allerdings unter verschiedenen Bedingungen. Deshalb gliedere ich meine Antwort.
1) Vodafone UMTS
Umgebung: Windows, Steuerungssoftware Vodafone Dashboard, PCMCIA-Karten (Novatel Merlin U630, Novatel Merlin U740, Option GT 3G+) - meist mobiler Einsatz
Im Grunde genommen läuft alles problemlos... bis auf wenige Ausnahmen.
Das Vodafone-Signal ist (dort wo verfügbar) soweit gut und stabil. Allerdings sagt die Hotline immer wieder, daß zwei (von 5) Balken (Signalstärkeanzeige) im Dashboard notwendig sind. Das ist nicht ganz richtig, da auch ein UMTS-Empfang mit einem (manchmal auch ganz ohne Balken... mehr dazu später) möglich ist. Problem ist nur, daß das Dashboard die UMTS-Karte so steuert, daß ein automatischer Fallback auf GPRS stattfindet. Dieses Fallback wird ausgeführt, sobald das UMTS-Signal unter einen Schwellwert absinkt. Dieser Wechsel ist sehr störend und kann zu Fehlern führen. Wer also das Dashboard (oder andere Software nutzt), sollte (gerade in Empfangs-Randgebieten) die Karte auf den UMTS-Modus zwingen.
Die Karte gibt die Signalgüte auf einer Skala von 0 bis 31 wieder, wobei 31 = 100% Signal ist (habe ich noch nie erlebt). Je 6 Punkte auf dieser Skala zeigt das Dashboard einen Balken, sodaß es vorkommen kann, daß das Dashboard keinen Balken mehr anzeigt, aber dennoch ein UMTS-Signal da ist (nur dann unterhalb von 6 auf der Skala).
Es gibt Zeiten, da macht der Vodafone APN Probleme, die sich dann nur in dummen, nichtssagenden "Error 619" oder total exotischen Meldungen ausdrücken. Diese Meldungen sind Windows RAS-Fehlernummern (wenn man das weiß, kann man eine Fehlerbeschreibung aus der Microsoft-KB holen - weiß aber nicht jeder und ob die einem dann auch weiterhelfen, ist auch fraglich). Die (kostenlose) Vodafone Hotline braucht man also ständig...
Da ich einige international reisende User betreut habe, weiß ich auch, daß es im Ausland einige Probleme bei der Einwahl vom ausländischen UMTS-Netz in das deutsche VF Netz gibt. Auf Anfrage teilt einem Vodafone bei solchen Problemen aber einen alternativen APN mit, da der reguläre APN aus dem Ausland schlecht zu erreichen ist.
Natürlich gibt es auch im Vodafone-Netz Störungen, aber sie halten sich in Grenzen. Die Indoor-Versorgung muß nicht immer gut sein (manchmal hilft [nicht lachen]: Fenster aufmachen und plötzlich ist das Signal da - dann hat das [evtl. metallbedampfte] Fenster zu viel Signal gefiltert).
Die Vodafone-Dashboard Software sollte man erst ab Version 6.x benutzen. Alle Vorgängerversionen kann man - dank hoher Bugrate - vergessen.
2) E-Plus Netz mit Base-UMTS (Internet) Tarif
Umgebung: Windows, Steuerungssoftware Vodafone Dashboard und FreeBSD, Steuerungssoftware ppp (userland), Hardware: Novatel Merlin U630, Option GT 3G-Quad - meist stationärer Betrieb
Wenn es läuft, dann läuft es. Wenn nicht, dann guckt man dumm aus der Wäsche.
Das UMTS-Netz von E-Plus ist im Groben und Ganzen stabil. Der Netzausbau ist noch nicht so weit, wie bei Vodafone, aber die (völlig veralteten) Versorgungskarten sind eine gute Orientierung.
Leider gibt es alle paar Tage mal Stabilitäts- oder Kapazitätsprobleme im UMTS-Netz von E-Plus. Im Durchschnitt kommt es alle drei Tage in der Abendzeit (unregelmäßig, irgendwann zwischen 19.00 und 21.00 Uhr) meist für ca. 15 Minuten zu einem Datenstau, bei dem dann nichts mehr geht (wie gesagt, meist nur ca. 15 Minuten und danach ist dann alles wieder in Ordnung).
Die Durchsatzraten sind (wie bei Vodafone) anständig und (bis auf die Aussetzer) immer gut. Nach meinem (subjektiven) Gefühl ist das Ramp-Up Verhalten bei E-Plus lahm bis grausam, was sich aber austricksen läßt (was unfair gegenüber anderen Zellennutzern ist, aber was ist schon fair im Leben).
Ende April und Anfang Juni gab es dann aber mal massivste Probleme im UMTS-Netz von E-Plus, die überhaupt nicht nachvollziehbar waren. Effekte im April waren ständige Verbindungsabbrüche und kaum zu schaffende Anmeldung am APN. Effekte Anfang Juni: Verbindung war zwar meist da, aber Seiten wurden nicht vollständig übertragen. Es kam zu Timeouts bei TCP-Sessions, weil das Antwortzeitverhalten weit entfernt von allem Guten war. Die Anmeldung am APN (ppp-connect) funktionierte auch nicht immer zuverlässig (ständige IPCP NAKs). Ohne Änderung der Einwahlparameter funktionierte dann nach der ca. 20 Wiederholung auch die IPCP-Aushandlung. Im Moment funktioniert wieder alles normal (also gut und anständig).
Wenn solche Störungen im E-Plus Netz auftreten, ist es äußerst nervig, da es leider keine Support-Website von E-Plus gibt, auf der man den Netzstatus abfragen kann. Dies wäre äußerst hilfreich, da man dann nicht wieder eine Stunde rätselt, was denn nun wieder los ist. Ich denke, wenn man den Status abfragen könnte und sehen würde, daß der APN Aussetzer hat, dann würde man sich damit für den Moment zufrieden geben und es einfach nach ein bißchen Wartezeit wieder probieren. Da man aber meist im Dunkeln fischt und meist erstmal an der eigenen Konfiguration Fehler sucht, ist es nervig.
Leider treten solche Probleme offensichtlich alle paar Wochen mal wieder auf. Nach offizieller Verlautbarung hat E-Plus Probleme eingestanden und arbeitet an der grundsätzlichen Bereinigung der Netzprobleme. Hoffen wir, daß das auch wirklich geschieht. Diese sporadischen Aussetzer sind zwar nervig, aber wenn man von denen absieht, dann lebt es sich ganz gut mit dem UMTS-Netz von E-Plus.
3) Allgemeines
Bei den (PCMCIA-)Karten sollte man ab und an (beim jeweiligen Netzbetreiber) gucken, ob eine neue Firmware verfügbar ist, da natürlich auch in der Firmware ab und an Bugs gefixed werden.
Egal welches Netz man benutzt, sollte man in Randgebieten der Zelle eine gerichtete Antenne benutzen. Dies verbessert das Signal deutlich, allerdings muß man dazu wissen, wo der nächste Mast ist. Ab und an erfährt man das von der Hotline.
Die Durchsatzraten sind durchgehend gut (43-44 kB/s = 344 - 352 kbit/s). Sofern HSDPA zur Verfügung steht (getestet mit Vodafone und Merlin U740), kann man mit ca. 1,4 - 1,6 MBit/s rechnen. Dieser Test war aber nur kurz und ist garantiert nicht repräsentativ (da er kein Langzeittest war).
BTW, die Vodafone Dashboard Software kann man natürlich auch für andere Netze benutzen. Dazu muß man ein neues Profil erstellen und anschließend bearbeiten. Bei der Erstellung werden natürlich die VF-Parameter eingetragen, aber in der Bearbeitung kann man sie auf das jeweilige Netz ändern.
Alle Netze benutzen NAT (und ggf. einen Zwangsproxy, der sich aber nicht störend auswirkt). Das macht natürlich Anwendungen, die eine öffentliche IP-Adresse des Clients benötigen, unanwendbar. Die größten Probleme verursachen die hohen Latenzzeiten bei DNS-Auflösungen. Downloads (also etablierte TCP-Sessions) gehen zügig und hier stören die Latenzzeiten nicht sonderlich. Bedingt durch die hohen Latenzzeiten sollten diejenigen, die eine stateful Firewall benutzen, die Timeouts in der Firewall hochsetzen, da die Firewall dynamische Regeln evtl. zu früh verwirft.
Ich hoffe, ich habe nichts Wesentliches vergessen...