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Bürgermeister bezweifeln Sinn der Förderung

BeitragVerfasst: 15.04.2010 16:28
von bru62
So weit ist es nun schon gekommen. Die Propaganda der Regierung scheint zu wirken. "Wir setzen, wie ich weiß, vorrangig auf kabelgebundenen Ausbau. Doch die Funklösungen könnten schon bald sehr viel einfacher sogar höhere Übertragungsraten ermöglichen.", wird in einem Beitrag der Freien Presse von heute Mittweidas Bürgermeister Damm zitiert. Und Hainichens Bürgermeister Dieter Greysinger ergänzt: "Eine Verbesserung des Zustandes in den unterversorgten Gebieten ist mit einer finanziellen Beteiligung der Stadt verbunden. Dies sehen der Stadtrat und auch ich kritisch. Neben unseren begrenzten finanziellen Möglichkeiten auch deshalb, weil uns bei der heutigen schnellen Entwicklung technischer Standards niemand garantieren kann, dass die derzeit als optimal angepriesene Technik nicht in wenigen Monaten schon wieder veraltet ist." Sekundiert werden beide von Johannes Ulbricht, Wirtschaftsförderer im Landratsamt. Der ist der Meinung, dass Funklösungen für den ländlichen Raum "eine besondere Bedeutung" hätten und verspricht sich von der Versteigerung der DD einen großen Schub. Schließlich wachse der "Bandbreitenhunger" immer mehr. Bald würde es um 50 Mbit/s und mehr gehen.

Es würde mich nicht wundern, wenn bald keine einzige Kommune mehr auch nur einen Finger rührt. Schließlich sorgt die digitale Dividende doch allein für eine flächendeckende Versorgung. Und ist zudem besser als jeder Kabelanschluss. Das passiert, wenn man die Verantwortung dorthin legt, wo die geringste Kompetenz vorherrscht. Traurig, traurig ...

Gruß

Re: Bürgermeister bezweifeln Sinn der Förderung

BeitragVerfasst: 15.04.2010 16:55
von Haupti76
Man kann es den Bürgermeistern auch nicht verdenken. Das Geld ist knapp und das Breitbandproblem löst sich von selbst.
Von Kompetenz kann keine Rede sein. Kann man auch nicht verlangen. Und sie jetzt vom Kabel zu überzeugen dürfte schwierig sein.
Die Medien haben ja auch unkompetenderweise ganze Arbeit geleistet. Wenn ich als Bürger jetzt auf Kabel bestehe, werde ich sicher
als maßlos hingestellt der nicht den Hals voll genug bekommt.
Es ist zu befürchten, daß sich die Karre weiter in den Dreck fährt. Und als Einzelner hat man schwerer eine Chance etwas auf die Beine
zu stellen. Eine sehr traurige Entwicklung.

Jetzt wird sich mir wieder die Frage stellen: Wie überzeuge ich Herrn Schreiter (BM von Großschirma) vom kabelgebunden Breitband :?:

Re: Bürgermeister bezweifeln Sinn der Förderung

BeitragVerfasst: 15.04.2010 17:13
von bru62
Haupti76 hat geschrieben:Wenn ich als Bürger jetzt auf Kabel bestehe, werde ich sicher als maßlos hingestellt der nicht den Hals voll genug bekommt.

Das bestimmt nicht mal vordergründig. Viel eher als Dummkopf, weil du auf eine "veraltete Technik" setzt. Die Zukunft ist mobil, Mensch. 100 Mbit/s kommen vom Funkmast. Wer braucht da schon noch Kabel?

Ja, vor diesem Hintergrund ist es in der Tat schwer, noch irgendwelche Akzente zu setzen. Wirst wohl warten müssen, bis die Sache mit der DD crasht. Vielleicht hast aber gerade du Glück damit und kannst wenigstens etwas schneller ins Netz (wenn auch nur für ein begrenztes Volumen).

Gruß

Re: Bürgermeister bezweifeln Sinn der Förderung

BeitragVerfasst: 15.04.2010 18:37
von Haupti76
bru62 hat geschrieben: Viel eher als Dummkopf, weil du auf eine "veraltete Technik" setzt.


Ja auch damit könntest Recht haben. Aber wenn sich die gelegenheit trotzdem bietet, werde ich zu meiner Meinung stehen.
Ob jemanden paßt oder nicht oder er das hören will oder nicht. Diese Schlacht scheint vielleicht verloren, aber der Krieg noch lange nicht!

Re: Bürgermeister bezweifeln Sinn der Förderung

BeitragVerfasst: 15.04.2010 21:21
von stanleys
Haupti76 hat geschrieben:Man kann es den Bürgermeistern auch nicht verdenken. Das Geld ist knapp ...

Erst dann, wenn auch die Einwohner und ortsansässigen Firmen knapp werden, könnte (konjunktiv) ein Umdenken einsetzen.
Wahrscheinlich ist es dann aber schon zu spät.

Re: Bürgermeister bezweifeln Sinn der Förderung

BeitragVerfasst: 15.04.2010 22:00
von essig
die auktion ist noch nicht beendet und man liest bereits vermehrt von gemeinden die sich erleichtert mit der digitalen dividende arrangieren und einfach die nächsten jahre abwarten. schuld daran sind aber nicht die gemeinden sondern die politik und wirtschaft aber auch die zu unkritische presse. abgesehen von uns spricht nahezu jeder davon, dass (sinngemäß) erst 90 % der gemeinden im ländlichen raum versorgt werden müssen dabei ist diese aussage falsch und wird durch ständiges wiederholen nicht richtiger. trotzdem kann man wohl bis 2016 von einer relativ hohen flächendeckung ausgehen aber durch volumenbegrenzung und ggf. schlecht angebundenen oder überlasteten basisstationen kann man kaum von einer lösung des problems reden, ganz im gegenteil. es geht um mobilfunk und den sprung zu 4G nicht weniger aber auch nicht mehr.

man kann ja stillschweigend die positiven effekte der digitalen dividende nutzen aber sich im kern darauf konzentrieren wie man eine flächendeckende glasfaserversorgung erreichen kann aber das gegenteil passiert. viele zu viele vor allem offizielle stellen machen es sich gerade mit der digitalen dividende bequem und im schlimmsten fall kann es bis 2016 dauern bis auch der letzte wach wird.

Re: Bürgermeister bezweifeln Sinn der Förderung

BeitragVerfasst: 17.04.2010 01:53
von just4fun
essig hat geschrieben: und im schlimmsten fall kann es bis 2016 dauern bis auch der letzte wach wird.

wenn man bei den 50% nicht dabei ist, die bis dahin versorgt sein sollen ?

Re: Bürgermeister bezweifeln Sinn der Förderung

BeitragVerfasst: 17.04.2010 11:50
von essig
just4fun hat geschrieben:wenn man bei den 50% nicht dabei ist, die bis dahin versorgt sein sollen ?

nein, sondern zur kenntnis genommen hat, dass sich das breitbandproblem 2016 verschärft und nicht gelöst haben wird. mobilfunk kann das breitbandfestnetz perfekt ergänzen und hier und da vielleicht vorübergehend die schlimmste not lindern aber mit einer echten lösung des breitbandproblems hat mobilfunk nur sehr wenig zu tun, zumindest im nächsten jahrzehnt. die durch politik, wirtschaft, verwaltung und medien verbreitete euphorie war und ist fahrlässig und zeigt im zuge der versteigerung bereits erste negative effekte.

man hätte von anfang an realistisch auf die möglichkeiten der digitalen dividende in bezug auf eine angemessene internetversorgung hinweisen müssen und wir haben dies auch getan, einige experten auch aber der rest hat gejubelt oder tut dies immer noch. manche glauben ja bis heute man könne damit 100 mbit über 10 km an 1000 nutzer verteilen und dabei keine volumenbegrenzung auferlegen.

Re: Bürgermeister bezweifeln Sinn der Förderung

BeitragVerfasst: 14.05.2010 11:42
von jokie
Diese Kabel Anbindung für DSL ist teurer als über WLAN. Aber in das entlegende Dorf muß ja erst mal eine Verbingung hin kommen. Von einem Haus zum anderen dürfte es dann per Antenne aus dem oberen Haus oder Dach kein Problem sein eine Verbindung her zu stellen.
Die Bürgermeister sitzen und wohnen ja meistens im DSL gut versorgten Gebiet. Sie stört es ja nicht wenn ..... bis auf die Handwerker oder andere Gewerke die weit ab sind. Wenn solche Betriebe sich dann verabschieden durch derartige Behinderungen ist es zu spät.