SMWA und TU Dresden erstellen Breitbandstudie

SMWA und TU Dresden erstellen Breitbandstudie

Beitragvon bru62 » 27.02.2013 20:44

Im Auftrag des sächsischen Wirtschaftsministeriums hat die TU Dresden eine 204 Seiten umfassende Studie unter dem Titel: "Breitbandstudie Sachsen 2030 - Zukünftige Dienste, Adaptionsprozesse und Bandbreitenbedarf" erstellt, die heute vorgestellt wurde.

Dazu hat die TU folgende Pressemitteilung herausgegeben:

Im September 2012 erhielt die TU Dresden, Professur für Kommunikationswirtschaft, vom Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr den Auftrag, eine Studie zur Abschätzung des zukünftigen Breitbandbedarfs in Sachsen mit dem Prognosehorizont 2030 zu erstellen. Der Entwicklung von Breitbanddiensten und -anschlüssen kommt vor dem Hintergrund der rasanten Entwicklung des Internets ein hoher Stellenwert zu.
Der vorliegende Forschungsbericht setzt sich mit der Frage auseinander, welche breitbandigen Dienste im Prognosezeitraum am Markt existieren werden und wie deren Adoption durch Internetnutzer in Sachsen verlaufen wird. Darüber hinaus wird aufgezeigt, auf welche Art und Weise die Deckungslücke zwischen Breitbandinfrastruktur und ermitteltem Bedarf unter einem technologieneutralen Blickwinkel geschlossen werden kann.
Der Status Quo der sächsischen Internetnutzung (Internetanschluss, Nutzungsverhalten und Bedürfnisse) wurde über eine eigene empirische Erhebung ermittelt. Mit 1.327 persönlich Befragten weist die Umfrage repräsentativen Charakter auf.
Die Internetpenetration in Deutschland ist in den letzten zehn Jahren von 42 % auf 76 % gestiegen. Sachsen liegt mit 72 % leicht unter dem Bundesdurchschnitt. Die höchsten Nutzungsraten weisen dabei die Altersgruppen bis 40 Jahre auf. Mit zunehmendem Alter ist ein großer Rückgang der Nutzungsintensität erkennbar, wohingegen der Einfluss der Region weniger ausschlaggebend ist.
Sachsen ist, wie Deutschland insgesamt, ein ausgesprochenes „DSL-Land“. Die Verfügbarkeit von DSL-Anschlüssen ist bei 88 % der Haushalte gegeben, während über TV-Kabel-Zugänge 39 % und über Funkzugänge wie HSDPA 87 % bzw. LTE 45 % der Haushalte versorgbar sind. Technologien wie WiMax, WLAN oder Glasfaser bis zum Gebäude oder in die Wohnung sind in weitaus geringerem Umfang vorhanden.
Die Verfügbarkeit von leitungsgebundenen Breitbandanschlüssen liegt in Sachsen, insbesondere in den Geschwindigkeitsklassen ab 6 Mbit/s unter dem Bundesdurchschnitt, für drahtlose Breitbandanschlüsse bis 6 Mbit/s hingegen darüber. Es besteht eine Diskrepanz zwischen urbanen und ländlichen Gebieten bezüglich der verfügbaren maximalen Bandbreiten. Diese Entwicklung wird sich zukünftig verstärken.
Sieben wesentliche Trends bzw. Dienste konnten identifiziert werden. Hierzu zählen die Echtzeitfähigkeit, Symmetrie, Peak-Rates (Nutzungsspreizung), Individualisierung, SmartX-Services (M2M), Cloud-Dienste sowie High Definition (Video Content).
Die Analyse der Anschlussgeschwindigkeit von Netzzugängen zeigt für die vergangenen 30 Jahre eine jährliche Wachstumsrate von ca. 50 % pro Jahr (Nielsen’s Law). Ausgehend von einem heutigen 16 Mbit/s-Anschluss führt die Fortschreibung der Steigerungsraten zu Anschlussgeschwindigkeiten von 273 Mbit/s im Jahr 2020 und 15,4 Gbit/s im Jahr 2030. Aufgrund zahlreicher Einflussgrößen kann keine exakte Prognose erfolgen. Bei einer jährlichen Spannweite des Bandbreitenwachstums zwischen 15 % und 50 % pro Jahr ergeben sich 2030 Anschluss-geschwindigkeiten zwischen 172 Mbit/s bis 15,4 Gbit/s. Dabei wird die Symmetrie der Anschlüsse (Verhältnis Upload- zu Downloadgeschwindigkeit) zukünftig zwischen 1:3 und 1:5 betragen und sich damit zugunsten der Uploadgeschwindigkeit spürbar verändern.
26 % der sächsischen Internetnutzer werden im Jahr 2030 zu einer Kundengruppe gehören, die innovativen Breitbanddiensten sehr aufgeschlossen gegenüber steht und diese relativ schnell adoptiert. Bei positiven Rahmenbedingungen wird deren Bandbreitenbedarf im oberen Bereich der o. g. Spannbreite liegen. 24 % der Nutzer weisen eine durchschnittliche Adoptionsgeschwindigkeit auf und 50 % der sächsischen Internetnutzer werden tendenziell nur etablierte
Basisdienste nutzen. Deren Bandbreitenbedarf wird, wie gegenwärtig auch, um den Faktor zwei bis zehn unter dem der affinen Kundengruppe liegen.
Voraussetzung für derartige Szenarien ist, dass in den Anschlussbereichen leistungsfähige Technologien näher bis an den Kunden herangebracht werden. Ein Niveau von ≥ 150 Mbit/s als Standardanschluss bedingt einen zügigen Ausbau der Breitbandanschlussnetze. Die erkennbare Technologielücke ist nur mit massiven Investitionen zu schließen. Das relativ niedrige Preisniveau für Vorleistungsprodukte setzt für die ausbauenden Unternehmen allerdings zu wenig
Investitionsanreize. Der Preisverfall pro Mbit/s Bandbreite eines Anschlusses von 73,48 € (2002) auf 1,56 € (2012) hat zu einem sinkenden bzw. in den letzten 5 Jahren relativ gleichbleibenden Preis für Breitbandanschlüsse geführt, allerdings bei deutlich gestiegenen Geschwindigkeiten.
Die Bereitstellung der Investitionen stellt Unternehmen, insbesondere in ländlichen Regionen, vor große Herausforderungen. Die Zahlungsbereitschaften für schnelle Anschlüsse (z. B. 100 Mbit/s) liegen mit <40 € pro Monat in vielen Gebieten unter den Kosten für Ausbau und Betrieb. Problematisch wirkt sich zudem die gegenwärtig noch relativ geringe Nachfrage nach hochbitratigen Anschlüssen aus.
Mit großer Sicherheit werden ≥ 100 Mbit/s Anschlüsse bis zum Jahr 2020 in Großstädten den meistgenutzten Anschluss darstellen und Gbit/s-Anschlüsse für private Endkunden bis 2030 eingeführt sein. Mittel- bis langfristig werden nur FTTB/FTTH, HFC und LTE Advanced sowie deren Evolutionen den zukünftigen Breitbandbedarf decken können. Erhebliches Potential hinsichtlich der Erhöhung der Nachfrage besteht bei bisher wenig adressierten Zielgruppen, vor
allem den älteren Bevölkerungsschichten. Durch die Erhöhung der Nutzerzahlen für Breitbandinternet ergeben sich deutlich attraktivere Ausbauszenarien. Weiterhin müssen kooperative Ansätze zwischen allen Marktteilnehmer forciert werden, um die wirtschaftlichen Potentiale einer leistungsfähigen Breitbandinfrastruktur zu heben.

Autoren der Studie:
Prof. Dr. Ulrike Stopka
Dipl.-Verk.-Wirt. René Pessier LL.M.
Dipl.-Wirt.-Ing. Sebastian Flößel
Kontakt:
TU Dresden
Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“
Institut für Wirtschaft und Verkehr
Professur für Kommunikationswirtschaft
Würzburger Str. 35
01187 Dresden
Tel.: +49 351 463 36820
Fax: +49 351 463 36854
E-Mail: ulrike.stopka@tu-dresden.de
www.kommunikationswirtschaft.tu-dresden.de


Die gesamte Studie kann hier heruntergeladen werden (PDF, 1,9 MB).

Die Lektüre empfiehlt sich, wie ich beim Überfliegen feststellen konnte, sehr.

Gruß
______________
bru62
ehemals 2. Vorsitzender des Bundesverbandes Initiative gegen digitale Spaltung -geteilt.de- e. V.

Diskriminierungsfreies "Breitband für alle" wird es nur geben, wenn Menschen sich dafür engagieren.
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Re: SMWA und TU Dresden erstellen Breitbandstudie

Beitragvon Dino75195 » 28.02.2013 11:59

Eine sehr gute Studie auf den ersten Blick

Die hätte ich gerne noch teilweise in meine Arbeit als Quelle angegeben.
Bin noch am lesen.

Ob es in Bayern auch so gute Studien gibt?

Seite 69ff. steht genau das was ich schon einige zeit schreiben, Echtzeitfähigkeit, Symmetrische Bandbreiten, PeakRats (Nutzungsspreizungen)

Es freut mich das nicht nur ich das so sehe :D


Kann man die Studie irgendwo als Druckversion bestellen?


Auf der Webseite der TU-Dresden gibt es noch schöne neue Themen die bearbeitet werden wollen

Thema
Identifikation von Einflussfaktoren auf den flächendeckenden Breitbandausbau in Deutschland - Analyse von Ausbauszenarien

Schlagworte zur Arbeit:
Breitband, Internet, Kosten, Erschliessung


Thema
Analyse von Preismodellen bei der Dienstleistung Mobilfunk vor dem Hintergrund der Differenzierung, Kundengewinnung und Margenproblematik

Schlagworte zur Arbeit:
Mobilfunk, Preissetzung, Strategie


Gruß Robert
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Re: SMWA und TU Dresden erstellen Breitbandstudie

Beitragvon Dino75195 » 01.03.2013 14:31

Hab einige Punkte gefunden die mir nicht gefallen,

aber erst mal zu den Punkten die ich euch noch sagen möchte


Seite 160:
Im Rahmen der Risikoteilung der Telekommunikationsunternehmen beim Ausbau von
NGA-Netzen spielen alle Formen von Open Access eine wesentliche Rolle. Ein in diesem Kontext üblicherweise diskutiertes Modell ist die Trennung der Wertschöpfungskette am Telekommunikationsmarkt in die drei horizontalen Ebenen Infrastruktur, Netzbetrieb und Dienste. Open Access kann aber auch einfachere Formen umfassen. Um
die Investitionsbereitschaft anzuregen, sind Geschäftsmodelle erforderlich, die trotz
hoher Ausbaukosten der Teilnehmeranschlussnetze und moderater Zahlungsbereitschaft der Nachfrager einen rentablen Netzausbau ermöglichen.


Ist das nicht das, was wir schon seit vielen Jahren sagen?

Seite 161
Es besteht grundsätzlich die Option, weiter sukzessive auf Basis von Brückentechnologien, wie z. B. hybride DSL–Netzen, auszubauen oder in langfristig zukunftssichere
Technologien, wie z. B. Glasfaseranschlüsse, zu investieren. Letztere Alternative erfordert eine langfristige Strategie, die von Seiten der Marktakteure momentan kaum absehbar ist, da sie teilweise wirtschaftlich nicht attraktiv und mit zu hohen Risiken behaftet ist.





Wie zu erwarten:
Seit 161:
In Randgebieten sowie
in den momentan größtenteils noch nicht mit leitungsgebundener Technologie erschlossenen meist ländlichen Gebieten werden drahtlose Zugangstechnologien wie LTE Advanced und deren Nachfolgertechnologien den wesentlichen Versorgungsanteil leisten.


Tja da sind wir wieder beim Thema Digitale Spaltung. Die Landbevölkerung sind einfach Kunden zweiter Klasse...

Und genau dagegen sind wir! Und darum ist unsere Aufklärungsarbeit wichtig und notwendig.


Auf Seite 162 ist noch eine Handlungsmatrix! Sehr zu Empfehlen.
Was sollten Netzbetreiber, Öffentliche Hand, Regulierung, Endgeräteherstelle und Diehnstanbeiter besser machen.


Gruß Robert
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Re: SMWA und TU Dresden erstellen Breitbandstudie

Beitragvon Dino75195 » 01.03.2013 17:09

Der Downloadlink oben geht nicht mehr

BREITBANDSTUDIE SACHSEN 2030 VORGESTELLT
http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fak ... chsen_2030


Hier nochmal der aktuelle Link
http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fak ... ie_sachsen

Mal schauen wie lange der funktioniert.

Außerdem sind die zwei Dateien auf einmal unterschiedlich groß, die alte Version hatte 1,9 MB die neue Version 2,6 MB...

Ich mach mich bei Gelegenheit auf die Suche nach den Unterschieden.
Die Alte Datei hat 204 Seiten, die neue Datei 197 Seiten, auf den ersten Blick sind aber nur Leere Seiten raus geflogen.

Gruß Robert
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Re: SMWA und TU Dresden erstellen Breitbandstudie

Beitragvon spokesman » 01.03.2013 22:54

ich hab mir Anfang der Woche auch mal die Mühe gemacht und in die Studie geschaut.
Die hier angebrachten Zitate sind in Bezug auf unsere Meinung sehr passend, danke an der Stelle. In der abschließenden Handlungsempfehlung stellt sich aus meiner Sicht keine klare Kante dar, der letzte Satz geht von Glasfasernetzen als langfristig angelegte Strategie aus, welche von den Unternehmen jedoch nicht absehbar ist - damit ist das Ende der Studie und hier Handlungsempfehlung erreicht.

Unsere Forderung nach einer Universaldienstumsetzung wird in Punkt 11.3 beschrieben, deutlich wird formuliert, dass man auf mögliche Umsetzungen nicht eingehen möchte. schade eigentlich. Zumindest hätte ich mir die Darstellung der Universaldienstumsetzung nach dem TKG gewünscht.

Seite 140, 141 lässt die Potentiale von Stadtwerken kurz aufblitzen:
Mitte der 2000er Jahre wurden in Deutschland regional in sehr geringem Umfang Glas-
faseranschlüsse an Endkunden vermarktet. Aufgrund des Aufwands wird dies meist
von regionalen Stadtwerken vorangetrieben, die teilweise auf vorhandene eigene Infra-
struktur zurückgreifen können. Seit dem Jahr 2006 wird in größeren Städten der Aus-
bau intensiviert. Es bleibt jedoch bei regionalen Aktivitäten.
Warum es bei regionalen Aktivitäten bleibt ist unklar, die vorhandenen Möglichkeiten einer Trennung zwischen Infrastruktur, Netzbetrieb und Diensten mit Hilfe von kommunalen Netzen wird ebenfalls nicht ausgeführt - es gäbe eine Vielzahl von Möglichkeiten, welche jedoch nicht dem Status Quo entsprechen und vllt. deshalb nicht in der Handlungsempfehlung auftreten. Es bleibt nun abzuwarten in wie weit diese Studie in der politischen Arbeit beachtet wird - das TKG wurde im übrigen erst novelliert von daher wird man im Bundesrat sicher kein Antrag Sachsens bezogen auf das Thema Breitband sehen - ich lasse mich aber gern eines besseren Belehren..
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