Dazu hat die TU folgende Pressemitteilung herausgegeben:
Im September 2012 erhielt die TU Dresden, Professur für Kommunikationswirtschaft, vom Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr den Auftrag, eine Studie zur Abschätzung des zukünftigen Breitbandbedarfs in Sachsen mit dem Prognosehorizont 2030 zu erstellen. Der Entwicklung von Breitbanddiensten und -anschlüssen kommt vor dem Hintergrund der rasanten Entwicklung des Internets ein hoher Stellenwert zu.
Der vorliegende Forschungsbericht setzt sich mit der Frage auseinander, welche breitbandigen Dienste im Prognosezeitraum am Markt existieren werden und wie deren Adoption durch Internetnutzer in Sachsen verlaufen wird. Darüber hinaus wird aufgezeigt, auf welche Art und Weise die Deckungslücke zwischen Breitbandinfrastruktur und ermitteltem Bedarf unter einem technologieneutralen Blickwinkel geschlossen werden kann.
Der Status Quo der sächsischen Internetnutzung (Internetanschluss, Nutzungsverhalten und Bedürfnisse) wurde über eine eigene empirische Erhebung ermittelt. Mit 1.327 persönlich Befragten weist die Umfrage repräsentativen Charakter auf.
Die Internetpenetration in Deutschland ist in den letzten zehn Jahren von 42 % auf 76 % gestiegen. Sachsen liegt mit 72 % leicht unter dem Bundesdurchschnitt. Die höchsten Nutzungsraten weisen dabei die Altersgruppen bis 40 Jahre auf. Mit zunehmendem Alter ist ein großer Rückgang der Nutzungsintensität erkennbar, wohingegen der Einfluss der Region weniger ausschlaggebend ist.
Sachsen ist, wie Deutschland insgesamt, ein ausgesprochenes „DSL-Land“. Die Verfügbarkeit von DSL-Anschlüssen ist bei 88 % der Haushalte gegeben, während über TV-Kabel-Zugänge 39 % und über Funkzugänge wie HSDPA 87 % bzw. LTE 45 % der Haushalte versorgbar sind. Technologien wie WiMax, WLAN oder Glasfaser bis zum Gebäude oder in die Wohnung sind in weitaus geringerem Umfang vorhanden.
Die Verfügbarkeit von leitungsgebundenen Breitbandanschlüssen liegt in Sachsen, insbesondere in den Geschwindigkeitsklassen ab 6 Mbit/s unter dem Bundesdurchschnitt, für drahtlose Breitbandanschlüsse bis 6 Mbit/s hingegen darüber. Es besteht eine Diskrepanz zwischen urbanen und ländlichen Gebieten bezüglich der verfügbaren maximalen Bandbreiten. Diese Entwicklung wird sich zukünftig verstärken.
Sieben wesentliche Trends bzw. Dienste konnten identifiziert werden. Hierzu zählen die Echtzeitfähigkeit, Symmetrie, Peak-Rates (Nutzungsspreizung), Individualisierung, SmartX-Services (M2M), Cloud-Dienste sowie High Definition (Video Content).
Die Analyse der Anschlussgeschwindigkeit von Netzzugängen zeigt für die vergangenen 30 Jahre eine jährliche Wachstumsrate von ca. 50 % pro Jahr (Nielsen’s Law). Ausgehend von einem heutigen 16 Mbit/s-Anschluss führt die Fortschreibung der Steigerungsraten zu Anschlussgeschwindigkeiten von 273 Mbit/s im Jahr 2020 und 15,4 Gbit/s im Jahr 2030. Aufgrund zahlreicher Einflussgrößen kann keine exakte Prognose erfolgen. Bei einer jährlichen Spannweite des Bandbreitenwachstums zwischen 15 % und 50 % pro Jahr ergeben sich 2030 Anschluss-geschwindigkeiten zwischen 172 Mbit/s bis 15,4 Gbit/s. Dabei wird die Symmetrie der Anschlüsse (Verhältnis Upload- zu Downloadgeschwindigkeit) zukünftig zwischen 1:3 und 1:5 betragen und sich damit zugunsten der Uploadgeschwindigkeit spürbar verändern.
26 % der sächsischen Internetnutzer werden im Jahr 2030 zu einer Kundengruppe gehören, die innovativen Breitbanddiensten sehr aufgeschlossen gegenüber steht und diese relativ schnell adoptiert. Bei positiven Rahmenbedingungen wird deren Bandbreitenbedarf im oberen Bereich der o. g. Spannbreite liegen. 24 % der Nutzer weisen eine durchschnittliche Adoptionsgeschwindigkeit auf und 50 % der sächsischen Internetnutzer werden tendenziell nur etablierte
Basisdienste nutzen. Deren Bandbreitenbedarf wird, wie gegenwärtig auch, um den Faktor zwei bis zehn unter dem der affinen Kundengruppe liegen.
Voraussetzung für derartige Szenarien ist, dass in den Anschlussbereichen leistungsfähige Technologien näher bis an den Kunden herangebracht werden. Ein Niveau von ≥ 150 Mbit/s als Standardanschluss bedingt einen zügigen Ausbau der Breitbandanschlussnetze. Die erkennbare Technologielücke ist nur mit massiven Investitionen zu schließen. Das relativ niedrige Preisniveau für Vorleistungsprodukte setzt für die ausbauenden Unternehmen allerdings zu wenig
Investitionsanreize. Der Preisverfall pro Mbit/s Bandbreite eines Anschlusses von 73,48 € (2002) auf 1,56 € (2012) hat zu einem sinkenden bzw. in den letzten 5 Jahren relativ gleichbleibenden Preis für Breitbandanschlüsse geführt, allerdings bei deutlich gestiegenen Geschwindigkeiten.
Die Bereitstellung der Investitionen stellt Unternehmen, insbesondere in ländlichen Regionen, vor große Herausforderungen. Die Zahlungsbereitschaften für schnelle Anschlüsse (z. B. 100 Mbit/s) liegen mit <40 € pro Monat in vielen Gebieten unter den Kosten für Ausbau und Betrieb. Problematisch wirkt sich zudem die gegenwärtig noch relativ geringe Nachfrage nach hochbitratigen Anschlüssen aus.
Mit großer Sicherheit werden ≥ 100 Mbit/s Anschlüsse bis zum Jahr 2020 in Großstädten den meistgenutzten Anschluss darstellen und Gbit/s-Anschlüsse für private Endkunden bis 2030 eingeführt sein. Mittel- bis langfristig werden nur FTTB/FTTH, HFC und LTE Advanced sowie deren Evolutionen den zukünftigen Breitbandbedarf decken können. Erhebliches Potential hinsichtlich der Erhöhung der Nachfrage besteht bei bisher wenig adressierten Zielgruppen, vor
allem den älteren Bevölkerungsschichten. Durch die Erhöhung der Nutzerzahlen für Breitbandinternet ergeben sich deutlich attraktivere Ausbauszenarien. Weiterhin müssen kooperative Ansätze zwischen allen Marktteilnehmer forciert werden, um die wirtschaftlichen Potentiale einer leistungsfähigen Breitbandinfrastruktur zu heben.
Autoren der Studie:
Prof. Dr. Ulrike Stopka
Dipl.-Verk.-Wirt. René Pessier LL.M.
Dipl.-Wirt.-Ing. Sebastian Flößel
Kontakt:
TU Dresden
Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“
Institut für Wirtschaft und Verkehr
Professur für Kommunikationswirtschaft
Würzburger Str. 35
01187 Dresden
Tel.: +49 351 463 36820
Fax: +49 351 463 36854
E-Mail: ulrike.stopka@tu-dresden.de
www.kommunikationswirtschaft.tu-dresden.de
Die gesamte Studie kann hier heruntergeladen werden (PDF, 1,9 MB).
Die Lektüre empfiehlt sich, wie ich beim Überfliegen feststellen konnte, sehr.
Gruß